Das Alt und seine Stadt

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Düsseldorf ohne Altbier? Unvorstellbar. Aber wie kommt das eigentlich? Und ist Altbier eigentlich auch Craft Beer? City Guide Michael Plettke und Uerige-Chef Michael Schnitzler über das Alt, die Stadt & die Brauhauskultur. Die Folge wird präsentiert von Düsseldorf Tourismus.

NOTIZ: Dieser Podcast ist Teil eines zweiteiligen Podcast-Specials über Altbier, Craft Beer & die Brauhauskultur in Duesseldorf. Dieses Special ist mit freundlicher Unterstützung von Düsseldorf Tourismus entstanden.
Die nächste Folge erscheint am Freitag, dem 23.12.2022.

“Mehr Craft als das, was wir da auf der Berger Straße machen, ist kaum vorstellbar.”

Michael Schnitzler, Inhaber Uerige

Unsere Podcastgäste: Michael Plettke & Michael Schnitzler

Unsere Protagonisten in dieser Folge: Michael Plettke (li.) ist Stadtführer in Düsseldorf und Bierliebhaber. Für seine Touren, u.a. für die Tour “Craftbeer & Streetfood“, hat er sich eine Menge Bier-Know-how erarbeitet. Michael Schnitzler (re.) ist Inhaber vom Uerige in der Berger Straße. Der Braumeister sagt: “Wir machen seit 1862 Craft!” Regine hat die beiden zusammen in Düsseldorf getroffen.
Altbier Historie Düsseldorf
So steht es am Uerige geschrieben.

Zwei Michaels, eine Liebe. Die zum Bier. Obwohl, eigentlich sind es zwei Lieben, denn das Herz beider Männer schlägt auch für ihre Stadt, für Duesseldorf. Michael Plettke ist geborene Duesseldorfer, Stadtführer und hat die Brauhauskultur seiner Stadt immer geliebt. Er hat sich für seinen Job eine Menge Bierwissen angelesen und er schaut gerne über den Glasrand hinaus. Irgendwann realisierte er: Es gibt mehr als Altbier. Auch spannend, dachte er sich, bewarb sich um die Führung der Tour “Craftbeer & Streetfood” und erweiterte sein Bierwissen enorm. Für uns ist er damit der perfekte Ansprechpartner und Interviewgast für diese Folge.
Michael Schnitzler ist Inhaber vom “Uerige” und ausgebildeter Braumeister. Die Hausbrauerei in der Berger Straße ist eine Institution in Düsseldorf, sein Altbier zeichnet sich durch den gezielten Einsatz von Bitterhopfen aus, der für ein markantes Finish sorgt. Während das Altbier im Brauhaus “Zum Schlüssel” eher über den Malzkörper kommt, geht es im Uerige eher hopfig zu. Spannend, wir lernen: Altbier ist nicht gleich Altbier. “Das ist so, und das ist auch gut so”, sagt Michael Schnitzler in diesem Podcast. Wir haben ihm einige Insights entlocken können über:

  • die Kultur der Hausbrauereien in der Altstadt. Der Mann ist quasi im Uerige groß geworden, als Teenager hat er mühsam die Kupferkessel schrubben müssen.
  • Wir erfahren, was ein gutes Altbier ausmacht, warum Altbier aus Sicht beider Michaels auch Craft Beer ist.
  • Wir lernen mehr über den Köbes. So wird der Kellner in Düsseldorf genannt. Er hat so seine Eigenheiten und gehört zur Hausbrauerei dazu. Früher haben die Köbesse sogar tagsüber in Brauerei mitgearbeitet.
  • In diesem Podcast erfahrt ihr, was das Besondere an der Düsseldorfer Alt- und Brauhauskultur ist, warum das Alt zur Stadt gehört wie die Pommes zur Currywurst.
  • Außerdem gibt es einen Deep Dive in die Altbier-Historie.

Unser Experte für Altbier-Historie: Markus Raupach

Markus Raupach über Altbier

“Das, was wir heute als Altbier kennen und was in gewisser Weise fast schon ein bisschen eine Religion ist für die Gegend, das war eigentlich das ganz normale Bier. Also letzten Endes ein einfaches, obergäriges Bier aus den damals verfügbaren Malzen. Und die waren in der Regel von der Farbe her durch das Trocknen einfach leicht geröstet und deswegen war das Ganze eben braun. Daraus hat sich dann heute der Begriff Altbier entwickelt, weil es ein Bier ist, was nach der alten Bauart meistens nur mit Gerste hergestellt worden ist.”

Markus Raupach

Hier geht’s zur Podcastfolge: das Alt & seine Stadt

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Markus Raupach über die Historie des Altbiers

01

Das Altbier und Duesseldorf

Wenn wir die Düsseldorfer Biergeschichte anschauen, so ist es tatsächlich so, dass bereits die Gründung der Stadt im 12. Jahrhundert bereits ein bisschen mit Bier zu tun. Damals wurde schon Bier gebraut und es gibt entsprechende Belege aus dieser Zeit. Die ersten Brauer werden Ende des 14. Jahrhunderts erwähnt. Eine große Bedeutung hat es eigentlich nicht, weil damals die wirklich wichtigen Leute, also der Adel und die reichen Leute, Wein getrunken angemessene Gegenleistung erhalten. Der Rest, also das Volk, der Hofstaat und wer sonst noch so im Lande war, die tranken in der Regel Bier, meistens sogar Dünnbier. Wein oder mit Wasser verdünnter Wein war so viel teurer, dass Bier einfach das Mittel der Wahl blieb. Als Gewürz hat man für das Bier die sogenannte Grut hergenommen, also das, was wir heute als Hopfen sehen. Das war damals eine Mischung aus verschiedenen Kräutern. Das Spannende war, dass auf dieses Kraut, also diese Kräutermischungen, dann auch eine Steuer belegt wurde. So Ende 14. Jahrhundert kennen wir auch die ersten Erwähnungen von Hopfen, der in der Gegend ankommt. Allerdings ist es wegen der klimatischen Verhältnisse schwierig, ihn anzubauen. Es gibt also keine Hopfengärten. Man muss ihn importieren, dadurch wird er teuer. Das Bier wird auch teuer.

1549 saß der erste Brauer auf dem Bürgermeistersessel

Im 16. Jahrhundert wird immer noch viel Bier in den Haushalten selber gebraut, aber der Handel steigt an, es gibt also immer mehr gewerbliche Brauer und wir haben zum Beispiel von 1541 die Zahl von 20 gewerblichen Brauern in Düsseldorf. Für wen haben sie Bier gebraut? Da wissen wir zum Beispiel, dass das örtliche Hospital viel Bier gekauft hat, weil man einfach die Kranken versorgen musste. Bier war damals eine stärkende Zutat, die man den Leuten gegeben hat, damit sie wieder zu Kräften kamen. Ein schönes Datum ist übrigens auch 1549. Damals gab es den ersten Brauer auf den Bürgermeistersessel. Im 17. Jahrhundert gibt es dann ungefähr 30 Brauer in der Stadt. In der Zeit entsteht auch das erste, wenn man es so nennen will, Düsseldorfer Reinheitsgebot. 1712 haben die Brauer ihre eigene Zunft erhalten, wir wissen dadurch auch Zahlen. Das heißt, 1714 gab es dann schon 57 Mitglieder in der Zunft. Und 1768 schon 94, also fast 100 Brauer in der Stadt.

Ab 1806 durfte jeder Bürger Bier brauen

Wer sich so ein bisschen in der Geschichte auskennt, weiß, dass Düsseldorf dann kurzfristig französisch wird, und zwar Ende des 18. Jahrhunderts. Damit war dann auch die Aufhebung der Zünfte klar. Vermögen wurde beschlagnahmt und auch wenn die Franzosen dann wieder abgezogen sind, war ab 1806 erlaubt, dass jeder Bürger Bier brauen konnte, völlig unabhängig von seiner Ausbildung. Das hat natürlich viel Druck auf die Brauereien gebracht und es hat eine ordentliche Konkurrenzsituation gegeben, mit entsprechenden Folgen: Das Düsseldorfer Bier wurde offensichtlich immer besser und dann auch überregional bekannt. Wir wissen zum Beispiel von Brauereien in Amerika, die Bier nach Düsseldorfer Art gebraut haben und dann auch mit Düsseldorfer Bier geworben haben. Das waren eben Auswanderer aus dieser Zeit. Um 1828 hat Düsseldorf dann so knapp 30.000 Einwohner und 75 Brauereien, allerdings auch über 100 Branntweinbrenner Viele Männer waren ordentliche Alkoholiker und hatten entsprechende Ausfallerscheinungen. Dementsprechend haben die Düsseldorfer Brauer ein eigenes, alkoholarmes Bier rausgebracht. Das war um 1844, zumindest kennen wir da die erste Werbung dafür. Und Sie sagen nach dem Vorbild des Berliner Bieres, also offensichtlich hat man sich da den Rat in der Hauptstadt geholt oder in der preußischen Hauptstadt und hat es dann sogar in einer weißen und in einer braunen Form angeboten. Da merkt man, dass offensichtlich auch die hellen Biere sich nach und nach ein bisschen durchsetzen.

Altbier wird zum Nischenbier

Carl von Linde erfindet 1870 die Eismaschine, damit war dann das ganzjährige Brauen möglich. Dazu kommt die Industrialisierung, die Gründung des Deutschen Reiches und die Aktiengesellschaften, wodurch dann die großen Brauereien entstehen, wie wir sie dann später gekannt haben. Das ist Düsseldorf genauso. 1908 brauen die Düsseldorfer Brauereien fast eine halbe Million Hektoliter Bier. Wir wissen auch, dass sie pro Kopf ungefähr 150 Liter Bier getrunken haben. Das Altbier wird mehr und mehr zum Nischenprodukt. Heute taucht es in den Statistiken eigentlich nur noch im Sammeltopf der sonstigen Biere auf.

In der Fortsetzung dieses zweiteiligen Specials gehen wir mit euch auf Tour und stellen euch auch die Neuen in der Altstadt-Bierszene vor. Einer von ihnen braut neben dem Alt komplexe, hopfenorientierte Biere, zum Beispiel mit Sebastian Sauer von Freigeist Bierkultur. Der Andere holt die Craft Beer-Welt nach Duesseldorf und serviert Alt auch mal aus Craft Beer-Gläsern. Und dann gibt es da noch einen Imbisswirt, der mal beim FC St. Paulin spielte. Wir hören uns am 23.12.22!

Disclaimer: Diese Folge entstand mit Unterstützung von Düsseldorf Tourismus, Übernachtungs- und Reisekosten wurden übernommen.

Links

Altbier und Altstadt Düsseldorf
  • Helmuth Hartmann, Franz F. Froeb, Peter Andreas, “In – out”, ein Report über die Düsseldorfer Altstadt, Dr. Wolf gang Schwarze Verlag, Wuppertal, 308 Seiten, 85 Illustrationen, 120 Photos; 16,80 Mark.

https://www.zeit.de/1969/09/loblieder-auf-die-kueche

Das Uerige und das Altbier in der Altstadt Düsseldorf

Die nächste REGULÄRE HHopcast-Folge erscheint am Freitag, 30.12.22, am letzten Freitag im Monat.

HHopcast ist der monatliche Craft Beer-Podcast von Regine Marxen und Stefan Endrigkeit. Redaktion & Moderation: Regine Marxen und Stefan Endrigkeit, Produktion & Sounddesign: Stefan Endrigkeit, Text & Redaktion Blog: Regine Marxen
Header: Regine Marxen

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