HHopcast Podcast #34: Birgit Rieber vom Institut für Bierkultur

#34: Birgit Rieber vom Institut für Bierkultur

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Beerkeeper-Trainerin Birgit Rieber hat mit “Biersepp” Sepp Wejwar das Institut für Bierkultur gegründet. Jetzt übernimmt sie die Geschäftsführung. Zeit, diese Frau mal näher kennenzulernen. Denn die hat Bier in den Genen!

Hamburg, Altes Mädchen: Birgit Rieber steht in den Dielen des Braugasthauses in den Schanzenhöfen und verabschiedet ihre Seminarteilnehmer. Die sehen ein wenig erschöpft aus. Der erste Tag des beerkeeper Trainings Green Level liegt hinter ihnen. Birgit hat ihren Teilnehmern allerhand über Biere, Bierstile und die Biervielfalt beigebracht. Biere zum Verkosten gab es auch, die leeren Flaschen reihen sich auf dem Tresen aneinander. Morgen geht’s weiter, dann kommt auch der praktische Teil: Bierzapfen, Brauereianlage erklären. “Der beerkeeper Green Level ist unser Standardprodukt”, sagt Birgit Rieber. Mit uns meint sie das Institut für Bierkultur, welches sie 2014 gemeinsam mit Sepp Wejwar, besser bekannt als “Der Biersepp”, gegründet hat. Und das sie am 1. Dezember 2019 als Geschäftsführerin von ihrem Freund Sepp übernimmt. Dann arbeitet Sepp Wejwar, der sich langsam aus dem Geschäft zurückziehen möchte, für Birgit. Und nicht umgekehrt. Verändert das etwas für die beiden? Nein. Und ja. Birgit Rieber, die Brauerstochter, und Sepp Wejwar, der Biersepp, bleiben das Beer Couple schlechthin. Mehr Bier geht eigentlich nicht. Aber Birgit sitzt jetzt im Driver’s Seat. Das dürfte auch für sie spannend sein. Zeit, die Frau einmal näher kennenzulernen. Zum Beispiel in dieser HHopcast-Bierpodcast-Folge!


Hier geht’s zur aktuellen HHopcast-Podcast-Folge mit
Birgit Rieber

HHopcast, den Bierpodcast aus Hamburg von Regine Marxen und Stefan Endrigkeit, findet ihr außerdem auf:
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Birgit Rieber ist über Umwege ins Biergeschäft gekommen. Sie selber hätte gerne den direkten Weg genommen. “Ich habe als Brauerstochter immer Bierbrauerin werden wollen”, schwäbelt sie. Ihre Heimat liegt ihr auf der Zunge: Die schwäbische Alb. “Ich habe es aber nicht gedurft, weil ich ein Mädchen war.” Drei Brüder hat sie, die durften brauen, sie aber sollte etwas anderes lernen. “Das was du lernen möchtest”, sagte ihr Vater damals zu ihr. Birgit studierte also Architektur in Stuttgart. Erst viel später, mit 40 Jahren, lernte sie an der Seite ihres Vaters das Bierbrauen und steigt ins Familiengeschäft ein. Ein Happy End? Nein, das war erst der Anfang.

“Ich durfte als Kind nie in die Brauerei. Weil ich ein Mächen war.”

Birgit Rieber, die Frau mit Bier in den Genen

Über 250 Jahre Biergeschichte versammelt sich in Birgit Riebers Stammbaum. Die familieneigene Brauerei in Ödenwaldstetten wurde erstmals 1763 urkundlich erwähnt. Seit 1832 firmiert der Betrieb unter dem bis heute gültigen Namen Speidel. 1978 schloss sie ihre Pforten, auch sie war ein Opfer des Brauereisterbens in Deutschland in den 70er Jahren.

In den 90er Jahren dann der Neustart: 1993 wurde der Speidel’s Brauerei’le als kleine Gasthausbrauerei in den Räumen der ehemaligen Flaschenfüllerei wieder Leben eingehaucht.  Es war Birgit, die den Bau architektonisch plante. Hier hat sich das Studium ausgezahlt. Sie gestaltete sich quasi ihren eigenen Abeitsplatz: Birgit stieg ins Braugeschäft und in den Familienbetrieb ein.

Von ihrem 75-jährigen Vater erlernte Birgit am Ende doch das Brauen. Er musste sich eingestehen: Die Liebe seiner Tochter zum Bier hatte er unterschätzt. Ihre Brauanlage basierte anfangs auf einer Gulaschkanone. Erst später investierte die Familie in eine neue Anlage. Zusätzlich enstand ein modernes Tagungshotel. Und Birgit? Die ging ihren Bierweg weiter. Und der führte weg von der Familie nach Wien.

“Es gab ein Cantillon Lambic. Ich dachte,
ich sitze im falschen Zug.”

2008 war der Wendepunkt. Birgit spürte, sie muss mehr übers Bier erfahren. Im Internet bestellte sie sich die Unterlagen für die Biersommelier-Ausbildung, meldete sich an, fuhr hin. Sie erinnert sich noch heute genau an diesen Morgen. Es war um die zehn Uhr, sie saß da, inmitten von Männern, alles ausgebildete Brauer, nur ein weiterer Teilnehmer war fachfremd: Sepp Wejwar, der ihr gegenüber saß. Der Seminarleiter schenkte Bier aus: Ein Cantillon Lambic. “Ich dachte: Was ist hier los? Ich sitze im falschen Zug. Da wusste ich: Meine Aufgabe ist nicht das Brauen, sondern das Sprechen und Schmecken. Ich wollte die Idee von Biervielfalt und -kultur weiter tragen.”

“Ich wusste: Meine Aufgabe ist nicht das Brauen. Ich wollte über Bier sprechen!”

Von Sepp sollte sie nach Abschluss des Seminars ein Jahr lang nichts hören – bis er sie kontaktierte, weil er Verkoster für ein Magazin suchte. Birgit Rieber sagte zu. Das war der Beginn ihrer gemeinsamen Liebe. Sie verließ die Schwäbische Alb und ging nach Wien. Hier rief sie mit dem Biersepp das Institut für Bierkultur und die beerkeeper Trainings ins Leben. Bier verbindet. Manchmal wird daraus Liebe.

Liebe braucht Distanz. Besonders beim Bier.

Die beerkeeper Trainings finden nicht nur in der österreichischen Hauptstadt, sondern auch in Stuttgart und seit 2015 in Hamburg statt. “Aber wir kommen im Grunde überall da hin, wo man uns will.” Heißt: Man kann die beerkeeper Trainings für Inhouse Seminare buchen. Den beerkeeper Green Level besuchen vor allem Gastronomen, Bierbranchen-Mitglieder, auch mal bierinteressierte Privatpersonen. Hier wird ihnen “Alles, was es gibt ums Bier, Geschichten zum Bier, Herstellung und Bierstilwelt” vermittelt. Das “ABS für die Bierbranche”, sagt Birgit. “Das Anti-Blamier-System. Damit der Gastronom weiß, welches Bier er überhaupt verkauft.” Denn nur so dreht sich das Bier überhaupt in der Gastro. Man muss es dem Gast an vielen Orten immer noch erklären. Außerdem bietet das Institut den beerkeeper Gold Level an. Der geht über eine Zeitraum von sechs Tagen und schließt mit einer Prüfung ab. Neben den Seminaren beraten Birgit und ihr Team aber auch Brauereien sowie den Verband der privaten Brauereien Bayerns. Sie ist viel unterwegs, Reisen gehört zu ihrem Jobprofil. Wenn sie frei hat, bleibt sie deshalb auch gerne mal zuhause. Und verzichtet aufs Bier. Liebe braucht manchmal Abstand. Dann weiß man sie später umso mehr zu schätzen.

Text & Fotos: Regine Marxen. Die Schreibfrau

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Termine

5. 12.19: Tap Takeover: Simian Ales mit Brauer Ian, Ratsherrn Bar Mühlenkamp
6.-7.12.19: Hamburg All Stars, Craft Bier Bar Hamburg
6.12.19: The last sip: Dannys Farewell Open Bottle + Bottle Share, Craft Beer Store Hamburg
13.12.19: All Ciders are beautiful, Bunthaus Schankraum, Hamburg
13.12.19: 1 Jahr Lille, Lille Brauerei, Kiel
14.12.19: 4 Jahre Superfreunde, Superfreunde Store, Hamburg
21.12.19, X-Mas Party at Simian Ales, Elmshorn
21.12.19: Jul Fest Bier Zeremonie, München
31.12.19: Silvester: Dinner mit Bier im Brauhaus Lemke, Berlin
31.12.19: Foersters Feine Biere Silvester Frühschoppen Vol.6, 11-16 Uhr, Berlin

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