HHopcast Podcast Das Bier für Bernd! Indie-Ikone Bernd Begemann testet Hamburger Biere

Das Bier für Bernd! Indie-Ikone Bernd Begemann testet Hamburger Biere

Das Bier für Bernd! Indie-Ikone Bernd Begemann testet Hamburger Biere post thumbnail image

Wir haben Hamburger Brauereien gefragt: Welches eurer Biere begeistert den Singer-Songwriter Bernd Begemann? Hier kommt die Antwort. Die Folge wird präsentiert von Hamburg Ahoi.

Indie-Podcast trifft Indie-Musiker! Bier und Musik ist eine tolle Kombi. Genau deshalb haben wir uns für diese Folge einen ganz besonderen Gast ins Studio geholt: Bernd Begemann. Singer-Songwriter, musikalischer Storyteller, Podcaster. Mitbegründer der legendären Hamburger Schule, aus der Bands wie Blumfeld, Tocotronic oder Die Sterne hervorgingen. Eine Hamburger Musikikone. Ein unbekannter Großer, so titelte WDR5. Begonnen hat Bernds Karriere als Punk in Bad Salzuflen, hier ist er aufgewachsen. Im Herzen ist er Punk geblieben. Wir haben mit ihm nicht nur über Punk, Musik, Hamburg und Bier gesprochen – wir haben mit ihm Hamburger Biere verkostet. Und das ging so:

  • Wir haben Hamburger Brauereien gefragt: Wer will mitmachen bei der “Bier für Bernd”-Challenge? Welches eurer Biere begeistert Bernd Begemann?
  • Verratet uns, warum er genau dieses Bier lieben wird.
  • Mitgemacht haben: Ratsherrn, Wildwuchs Brauwerk, Kehrwieder Kreativbrauerei, Überquell Brauerei, Superfreunde, Astra St. Pauli Brauerei.
  • Wer richtig lag? Das hört ihr in dieser Folge.

Weitere Gäste:

  • Brian Trauth, Bräugier, über das Cold IPA
  • Bastian Oberwalder, Braumeister bei der Brauerei Lemke, über die Neuen: „Berliner Perle Hell Alkoholfrei“ und „030 Pale Ale Style Alkoholfrei“
  • Verlosung! Gewinnt ein Lemke-Bierpaket mit 20 Bierspezialitäten für den Sommer!

Wir freuen uns über die Unterstützung von Hamburg Ahoi. Zusammen stellen wir euch die Hamburger:innen und Orte vor, die diese Stadt besonders machen.

“Man bietet ein Bier an. Das ist einfach zivilisiert.”

Bernd Begemann
Bernd Begemann testet Biere von Hamburger Brauereien.
Nach dem Tasting: Regine Marxen, Bernd Begemann, Stefan Endrigkeit

Verkostete BIERE

  1.  Ratsherrn Hamburg Hell
  2. Wildwuchs Fastmoker Pils
  3. Astra Luden Lager
  4. Überquell Bambule Pils
  5. Kehrwieder Kreativbrauerei Prototyp
  6. Superfreunde Still Standing

Außerdem haben wir bei der Produktion der Sendung das neue BrewDog Pils verkostet.
Alle Biere wurden uns von den Brauereien zur Verfügung gestellt.

“Ich würde Ruhm nicht mit Bekanntheit verwechseln”

Hier findet ihr die gekürzte Fassung unseres Interviews als Transkript.

Regine: Bernd Begemann, der elektrische Liedermacher mit Herz für Indie und intelligente deutsche Texte, Hamburger Original und Mitbegründer der Hamburger Schule. Erstes Album 1984 mit der Band “Die Antwort”. Diese Band gab es in drei Auflagen, bevor zu Beginn der 2000 “Bernd und die Befreiung” folgte, mit der du noch heute tourst, dazwischen immer und immer wieder Solokünstler, auch mal Moderator im NDR, nach wenigen Folgen mit “Bernd im Bademantel” gescheitert. Einen Podcast hast du über Filme und mehr als 20 Alben herausgebracht, wo du über Liebe und das Miteinander singst. Über Papas mit Nazi-Tattoos, Fernsehen mit deiner Schwester und auch mal über Hamburg, nie über Bier. Wir hoffen, das heute zu ändern.
Ute Cohen hat es in der Welt so beschrieben: Er ist Vorreiter und auch ein wenig Ritter von der traurigen Gestalt. So unerschütterlich eigen galoppiert er durch die Musiklandschaft immer eine Nasenspitze voraus, häufig einen Galopp-Sprung zu weit. Da können viele nicht mithalten und kassieren genau deshalb Ruhm und Ehre ein. Hallo Bernd Begemann.

Bernd: Was für eine Freude! Ich finde, diese Frau hat es auf den Kopf getroffen.

Regine: Findest du dich da wieder?

Bernd: Also vor allen Dingen ist es in einem sehr guten Stil geschrieben. Das finde ich viel wichtiger. Ich würde widersprechen. Ich würde Ruhm nicht mit Bekanntheit verwechseln wollen. Es gibt Leute, die viel bekannter sind als ich. Aber haben Sie mehr Ruhm eingeheimst? Ich denke nicht.

“Norddeutsche Brauereien waren bisher entweder ganz würzig Jever oder ganz süffig Becks.”

Bernd Begemann

Regine: Okay, lass uns über dich und über Bier sprechen. Wie ist denn deine Beziehung zum Bier?

Bernd: Nicht so! Ich mag Malzbier ganz gerne. Und ich mag Radler ganz gern. Ich respektiere Bier aber zutiefst. Also Max Goldt hat gesagt, dass Wein etwas ist, was man ja nur trinkt, wenn das Bier alle ist. Also, da habt ihr einen Fan. Ja, ich erinnere mich persönlich an meinen ersten Produzenten Alexander von Oswald, der das okay fand, wenn man mittags im Studio eine Flasche Bier hatte. Er meinte immer: Bier ist wie Brot. Ich finde nur, es macht einen dick, ohne dass man so viel davon hat. Ich würde dann lieber eine Limo trinken, aber ich bin hier, um meinen Horizont erweitern zu lassen.

Stefan: Was habt ihr denn in eurem Backstage-Rider? Habt ihr da was drinstehen zum Thema Bier?

Bernd: Eine Sache, auf die wir bestehen: Averner und Eiswürfel. Also dieser sizilianische Digestif wirkt Wunder, wenn einem ein bisschen schummrig ist, was einem werden kann, wenn man ein paar Stunden lang auf der Autobahn hin und hergefahren wurde. Wenn man so närrisch war, sich eine ostdeutsche Autobahn Soljanka zuzuführen. (…) Wir haben auch immer Bier drin stehen. Die drei anderen Mitglieder meiner Band trinken unglaublich gerne Bier und ich trinke gerne mal ein kaltes Bier mit. Aber auch, wenn ich solo unterwegs bin, steht immer Bier im Backstage Rider, damit ich Gäste bewirten kann. Denn das ist das erste, was man tut, wenn jemand zu einem kommt. Man bietet ein Bier an. Das ist einfach zivilisiert.

Stefan: Ja.

Bernd: Wein anzubieten. Schwieriger. Also weiß oder rot. Welche Temperatur? Lieblich, halb trocken, trocken. Und Bier? Da passen sich immer alle an, selbst Leute, die herbe Biere bevorzugen. Weil: Sie trinken jetzt ein Bier. Das ist so, wie die Russen Brot und Salz reichen oder so, das gehört zu einer Begrüßung.

Regine: Das kann auch in der eingefleischten Bierszene anders ablaufen, ähnlich wahrscheinlich wie in der eingefleischten Weinszene. Aber ich gebe dir recht, so unkompliziert kann es sein. Die große Qualität von Bier: Bier kann Menschen zusammenbringen.

Bernd: Und es ist es einfach auch noch mal so ein Handschlag, der größer ist als der normale Handschlag, der inniger ist. So, wir begrüßen uns, aber wir trinken jetzt auch ein Bier zusammen. Das heißt, wir geben uns gegenseitig die Erlaubnis, uns zu viele Geheimnisse zu erzählen. Wir geben uns gegenseitig die Erlaubnis, etwas intimer zu sein, als wir wären ohne Bier.

Regine: Da müssen wir jetzt drüber nachdenken. Jedenfalls werden wir aus dir den perfekten Gastgeber zaubern, wenn wir mit dieser Sendung durch sind. Denn du wirst mehr wissen über Bier und so noch besser Leute bewirten können. Aber lass’ uns ein bisschen erklären, was wir überhaupt mit dir vorhaben.

Regine: Denn wir haben …

Stefan: Regeln.

Regine: Wir haben Hamburger Brauereien gefragt, ob sie eines ihrer Biere auswählen mögen, das dich überzeugen könnte. Die haben sich angeschaut, was du so machst, nicht wissend, ob du Bier jetzt liebst oder nicht. Das heißt, ob du ein engagierter Biertrinker bist. Ich finde den Begriff sehr schön. Ein engagierter Biertrinker. Sie haben es uns mitgegeben. Es gibt einen Einspieler, in dem sie selber erklären, warum es dieses Bier sein muss. Wir werden anfangen mit dem Ratsherrn Hell.

Bernd: Ja, toll.

Regine: Ich stelle sie noch mal kurz vor. In der heutigen Form seit 2012 in der Sternschanze ansässig … Du hast in der Schanze gewohnt, oder?

Bernd: Ja, und auf St. Pauli und in einem Keller in einer Villa in Eppendorf. Das war meine erste richtige Wohnung. Ich werde sentimental, das hättest du nicht erwähnen dürfen.

Regine: Ist aber ganz schön, dass es in der Villa der Keller war.

Bernd: Oh, es war ein feuchter Keller und die Besitzerin war verrückt. Sie hat an einem Tag einmal über 70 Mal hintereinander La Dolce Vita von Ryan Perez gespielt, auf voller Lautstärke.

Stefan: Das ist ja Körperverletzung.

Bernd: Das war der Preis für Eppendorf. Nie wieder.

Regine: Um noch mal etwas zur Ratsherrn zu sagen: Das waren die Pioniere der Craftbeer Bewegung in Hamburg.

Bernd: Das werden wir nicht gegen sie verwenden.

Regine: Das werden wir nicht gegen sie verwenden. Das wäre ganz schön, denn generell sind wir ja ein positiv aufgeschlossener Podcast und verreißen keine Biere. Wollen wir probieren?

Bernd: Klar, lass mal sehen. I(…) Es ist unglaublich warm hier in dem Studio, wo wir aufnehmen, weil es ein der heißeste Sommertage bis jetzt. Ich könnte ein kühles Blondes vertragen.

Regine: Guck mal, da passt das doch. Tonspur ab?

Stefan: Ja, genau. Mariann von Redeker von Ratsherrn hat etwas dazu gesagt.

Mariann von Redecker: Moin. Ich bin Mariann von der Hamburger Ratsherrn Brauerei. Und ich bin der Auffassung, dass Bernd unser Hamburg Hell am besten schmecken wird. Und ich sage euch auch, warum. Es ist ein Bier, das man ganz gut genießen kann. Es hat eine sehr hohe Drinkability, wie man auf Neuhochdeutsch sagen würde. Es ist unsere bayerische Antwort auf das Hell im Sinne von “Danke Bayern, jetzt übernehmen wir”. Und ich glaube, dass Bernd als Singer-Songwriter so einen Claim nur gefallen kann. Denn auch Bernd steht für Lokalkolorit.

Stefan: Prost, Mariann!

Bernd: Das ist schon ein klarer Geruch. Also, es ist nicht irgendwie so ein tiefer, dunkler Strom. Das hier ist ein heller Gebirgsbach. Sehr schön. Prost. Zum Wohl.

Regine: Mundet dir der helle Gebirgsbach?

Bernd: Jetzt mal abzüglich der Tatsache, dass mir fast alles schmecken würde.

Regine: Weil es ja so warm ist.

Bernd: Eine hochwillkommene Erfrischung. Schmeckt mir das? Fein. Und was die Drinkability angeht, würde ich sagen, dass es sich süffig weg schlürft.

Regine: Das ist auch das, was tatsächlich so ein Helles sehr gut kann.

Bernd: Angenehm. Und ich bin froh, dass Hamburger Brauereien das jetzt auch machen. Denn das war ein Punkt, wo die süddeutschen Brauereien immer ein bisschen mehr drauf hatten. Norddeutsche Brauereien waren bisher entweder ganz würzig Jever oder ganz süffig Becks. Das war die Bandbreite in Norddeutschland. Die Bayern mit ihren diversen Dunkelbieren oder den Hellen oder den Weizen-Bieren hatten einfach mehr Auswahl. Dieses Bier würde ich auch in der freien Wildbahn nicht von der Bettkante schubsen.

Regine: Das ist doch mal wirklich ein positives Urteil. Sie geben auch einen kleinen, einen kleinen Tipp, was man dazu essen könnte, nämlich Hamburger Schnitzel oder ein leichten Zitronen-Kuchen. Was würdest du denn wählen?

Bernd: Was zum Geier ist ein Hamburger Schnitzel?

Regine: Das weiß ich auch nicht.

Bernd: Hamburger Schnitzel, ist das Fischbrötchen?

Regine: Ich bin ja Vegetarier, deshalb habe ich das jetzt einfach stumpf vorgelesen. Was ist ein Hamburger Schnitzel?

Stefan: Ich weiß es auch nicht. Aber ich weiß: Kollegen von mir, die mit dir Musik gemacht haben, erzählen immer eine schöne Anekdote, die sie mit dir erlebt haben. Und zwar, als ihr die Dirk Darmstädter und Bernd Begemann-Tour “So geht das jede Nacht” gemacht habt, wollten sie auf der Autobahnraststätte wieder losfahren. Sie haben dich aber irgendwie vermisst, haben dich gesucht – und sie fanden dich schließlich im Gastraum. Und du? Du sagtest: “Natürlich bin ich hier. Es ist Schnitzel-Woche”.

Bernd: Klingt nach mir. Das muss man manchmal einfach. Das Leben hat auch keinen Sinn, wenn man sich nicht ab und zu links und rechts des Weges nach hübschen Blumen bückt.

Regine: Kannst du bei Essen schwer Nein sagen?

Bernd: Schau mich an, Regine. Was denkst du?

Regine: Und wäre es denn das Schnitzel oder der Zitronen-Kuchen?

Bernd: Wieso ist entweder oder? Ich bitte dich. Es ist eine ziemlich grausame Wahl. Also, zu dieser Stunde des Tages Zitronen-Kuchen. Und ja, es ist eine gute Idee, dazu Zitronenkuchen zu verzehren.

(…)

Regine: Okay. Zeit für das nächste Bier. Du hast gerade eben von dem bayerischen Bier geschwärmt. Ich nehme an, dass die Idee eines Bieres, nämlich des norddeutschen Bieres, dich somit nicht nach Hamburg gezogen hat. Was hat dich nach Hamburg gebracht? Im Alter von 20, glaube ich.

Bernd: Die Rationalität auf eine Art, dass Nicht-Katholische. (…) Nietzsche unterscheidet zwischen dem Dionysischen und dem Apollinischen. Hamburg ist Apollinische und der Süden ist das Dionysische. Apollinisch ist man auf einem Gipfel an einem klaren Tag und überblickt alles. Dionysisch wälzt man sich im Schlamm und johlt. Also das ist beides in Ordnung, aber vom Temperament her neige ich zum Apollinischen.

(…)

Regine: Das nächste Bier. Es kommt aus einer Brauerei, die sich dem Bio-Bier verschrieben hat.

Bernd: Auch das werden wir nicht gegen sie verwenden.

Regine: Das finde ich gut, denn wir haben ja schon gesagt, wir verreißen keine Biere. Hast du die Verbindung zu Wilhelmsburg, Bernd?

Bernd: Ja, ich war ich mal dort.

Regine: Die ist nicht tief, die Verbindung. Also da sitzt eine Brauerei, die nennt sich Wildwuchs Brauwerk. Seit 2014 gibt es diese und Sie haben am Anfang noch in Bleckede gebraut. Dann zogen sie nach Wilhelmsburg. Inhaber ist Diplom-Braumeister Friedrich Carl Richard Matthies. Was für ein Name, oder?

Bernd: Eine ZDF-Familiensaga könnte um diesen Namen herum ranken.

Regine: Traumschiff.

Stefan: Er könnte Kapitän dort sein.

Bernd: Er könnte nur der Besitzer des Traumschiffes sein, mit diesem Namen.

Regine: Die Sprachnachricht zum Bier kommt von Jule Matthies, Fietes Frau.

Jule Matthies: Man hätte am rauen Geschmack vielleicht erahnen können, dass es sich um unser Fastmoker Pils handelt. Das ist unser erstes Bier. Wir sind Hamburger Jungs und Deerns von der Elbe. Und genau dort trinken wir unsere Biere. Dort haben wir angefangen, dort sind wir immer noch. Also wir sind so richtige Elbkinder und das passt zum Text von Bernds “Unten am Hafen”. In diesem singt Bernd auch von dem “gemeinsam am Hafen sitzen”.

Stefan: Wir nehmen es zur Hand und riechen einfach mal dran, weil der Geruch auch ganz anders ist als das, was wir vorher hatten.

Bernd: Ja, es ist auch ein bisschen undurchdringlicher. Man kann nicht auf die andere Seite des Glases schauen. Ich find’s toll. Ich hätte Lust, daran zu schlürfen. Prost! Danke für die Einladung. Das ist der tollste Podcast jemals.

Regine: Also, ich komme ja von der Küste. Aus Flensburg, also eigentlich vom Land um Flensburg herum. Und ich finde ja Pils mega.

(…)

Bernd: (…) Jetzt so eiskalt in diesem Studio, an diesem wirklich heißen Sommertag, ist es wie ein Weckruf. Es ist wie eine Macht, die einen ein bisschen zurecht rüttelt und bei der Stange hält.

Stefan: Wie findest du es im Vergleich zu dem, was du vorher hattest?

Bernd: Das vorher war ein Durstlöscher, ein idealer Durstlöscher. Das hier ist ein Bier zum Biertrinken. Wenn man sich sagt: Ich möchte heute jetzt echt Bier trinken und nicht: Ich möchte meinen Durst löschen.

Regine: Das ist eine Erklärung, die kann ich nachvollziehen. Die ist nicht schlecht.

Bernd: Also, das ist ein Bier, da kannst du keinen Zitronenkuchen zu essen, sondern Labskaus, oder? Ähm, ich weiß nicht. Gibt es ein adäquates vegetarisches Gericht zu Labskaus? Du meintest, du wärest Vegetarier?

Stefan: Man kann den tatsächlich auch vegan machen. (…)

Bernd: Das hier ist ein Bier für die Hauptmahlzeit. Ich kenne mich überhaupt nicht so aus und ich vertraue meinem Gaumen auch gar nicht. Aber das ist ein kompletter Geschmack. Also dass man merkt, dass das wirklich das Essen ist, das gehaltvoll ist. Das ist kein Bier für zwischendurch, das ist ein Bier, auf das man sich einlassen möchte.

(…)

Bernd: Ich finde das super bewundernswert. Ich weiß fast nichts über Bierbrauen, aber alles, was ich weiß, läuft darauf hinaus, dass Bierbrauen so viel anspruchsvoller ist als Wein keltern. Ich meine, Wein. Du machst Traubensaft und dann lässt du den vergammeln. Das kann auch jeder Idiot. Aber Bier brauen ist so schwer. Und ich bewundere Leute, die so was brauen können.

(…)

Regine: Bist du noch oft auf dem Kiez unterwegs gewesen? Bist du da schon auf der Reeperbahn über die Astra St. Pauli Brauerei gestolpert?

Bernd: Ich glaube nicht.

Regine: Seit 2018 ist Astra wieder mit einer eigenen Mikrobrauerei auf dem Kiez vertreten. Aber auf der anderen Seite als früher, nämlich beim Nobistor der gegenüberliegenden Seite. Ihr Brauer heißt Merlin und Sie haben eine Remmidemmi-Managerin.

Stefan: Und das ist Iris.

Iris Eickert: Ja, Moin. Ich habe das Astra Luden Lager ausgesucht, weil das Lager perfekt ist, um einen schönen Abend auf dem Kiez zu haben. Und weil Bernd Begemann von sich selber sagt, dass er ein Typ ist, der sehr gerne Frauen verführt und das Luden Lager macht das mit allen Geschlechtern.

Bernd: Habe ich so in der Form, glaube ich, nie gesagt.

Regine: Wo hat sie das dann hier?

Bernd: Wunschdenken? Mein schlechtes Image arbeitet aber für mich. Es ist nicht unbedingt von mir, aber … Dieses Bier ist jedenfalls rötlich. Das ist also das, was die Engländer ein Lagerbier nennen?

Stefan: Ja. Bisher sind alles Lagerbiere gewesen. Es riecht frisch. Nach Zitrus.

Bernd: Was es für uns Mädchen einfach leichter macht. Ich sage Prost. Das schmeckt mir, weil es ein bisschen süßer ist.

Stefan: Es ist erst mal ein bisschen süßer. Hinten hat es aber auch so eine Bittere. Die, die so ein bisschen später kommt.

Bernd: Das ist ideal für am Kicker verdaddelte Nächte im Komet.

(…)

Bernd: Jetzt habe ich drei Bier getrunken. Jetzt werde ich mir eine Brezel gönnen. Sonst ist es einfach kein Freitagabend mit Aktenzeichen XY.

Stefan: Das gibt es immer noch?

Bernd: Gibt es immer noch. Ich kann nur sagen: Rechtspflege muss sein.

(…)

Regine: Wie ist es denn für dich, mit deiner Tochter auf der Bühne zu stehen? Ihr habt ja ein gemeinsames Projekt.

Bernd: Ja, das ist der Shit. Sie ist gerade 17, sie schreibt unglaublich viel. (..) Sie hat eine eigene Band. Ich glaube, sie hat es echt raus. (…) Also, ich bewundere sie. Kann man nicht anders sagen.

(…)

Bernd: Ich bin bereit für das nächste Bier. Das ist wieder hell. Ich sehe hier, ungefiltert steht da.

Stefan: Ja, ist es auch. Also die meisten Industriebiere sind gefiltert, das heißt, sie sind ganz klar. Das steht dann zum Beispiel hinten. Auch wenn man die Zutaten anguckt, steht Hefe nicht mit drauf, weil nach deutschem Lebensmittelrecht muss immer nur draufstehen, was noch drin ist. Hefe braucht man natürlich in dem Prozess, damit es überhaupt Bier wird, aber es wird herausgefiltert. Das heißt, es steht da nicht mehr drauf.

Bernd: Das Bier, was wir jetzt trinken, hat Hefe.

Stefan: Da ist noch Hefe drin. Sie hat sich abgesetzt. Aber es wird halt nicht komplett gefiltert, damit ist es nicht ganz glanzfein, wie man sagt. Also wo du so richtig, so, so durchgucken kannst, wie durch Wasser.

Regine: Dieses Bier kommt von der ÜberQuell-Brauerei. Die sitzen am Fischmarkt.

Stefan: In den Riverkasematten.

Regine: Sie bieten neapolitanische Pizza und Bier. Das ist ihr Prinzip. Gegründet wurde das Ganze von Axel Ohm und von Patrick Rüther. (…)

Stefan: Das Bambule Pils ist, glaube ich, letztes Jahr herausgekommen. Axel Ohm hat uns kurz erzählt, warum sie dieses Bier ausgesucht haben.

Axel Ohm: Wir haben das Bambule Pilsner ausgesucht. Warum ein Pilz? Weil wir uns immer schwergetan haben, die letzten Jahre ein Pils zu brauen. Es hat eine lange Entwicklungsarbeit gebraucht, um es wirklich etwas anders hinzubekommen. Unser Pilsener ist nahezu trüb, also nicht gefiltert, hat 4,9 % Alkohol und ist gehopft mit Tettnang und Polaris. Es ist nicht kalt gehofft, es ist klassisch gebraut, trotzdem ist es sehr spritzig, frisch und ja, der Kunde entscheidet sowieso. Aber wir lieben es.

Bernd: Ich bin bereit. Ich sage Prost! Prost! Jetzt brauche ich aber auch einen Schluck.

(…)

Ich kann nur sagen, es ist ein super Bier. Ob es jetzt besser ist, weil es nicht gefiltert ist? Keine Ahnung.

(…)

Stefan: Neues Bier: Kehrwieder Kreativbrauerei. Das Prototyp.

Bernd: Das ist ein cleverer Name für ein Bier.

Regine: Es ist das erste Bier, was Julia und Oliver Wesseloh nach ihrer Rückkehr aus den USA in Hamburg gebraut oder auf den Markt gebracht haben. Und es ist auch mit eines der ersten Craftbiere, was somit auch in Hamburg auftauchte. Es ranken sich ikonische Geschichten um dieses Bier.

Stefan: Wir hören Oli Wesseloh.

Oliver Wesseloh: Moin. Unser Bier für Begemann ist natürlich das Prototyp. Ein Klassiker, der doch nie alt wird oder nie beliebig ist. Genau wie Begemann hat es seinen Bereich damals neu interpretiert. Es ist immer da, auch wenn es nicht ständig im Vordergrund steht. Wie ein guter Freund. Es ist immer verlässlich und man kehrt immer wieder gerne zurück.

Bernd: Das kommt von Herzen. Vielen Dank Oliver Wesseloh.

Stefan: Tatsächlich sind die Wesselohs auch sehr musikaffin. Bei denen war uns definitiv klar, dass die mitmachen würden.

Bernd: Das Bier riecht wieder etwas fruchtiger. Da bin ich schon mal begeistert. Echt. Also ich bin weiß Gott ein Hetero, aber ich habe mich immer bemüht, schwuler zu sein, als ich bin. Und deshalb mache ich so Mädchensachen, weil ich kultiviert sein möchte. Ich bin gespannt. Ich sage Prost.

Hey, ich darf euch etwas sagen. Ich mochte alle Biere bis jetzt. Ich würde zu keinem dieser Biere Nein sagen, an einem heißen Sommerabend. Und das ist auch so ein komplett anderer Geschmack. Es hat auch wieder diesen Effekt, den wir vom Luden Lager kennen. Das fruchtige Anlocken und dann vollmundiger Abgang. Das hier ist ein bisschen vollmundiger als das Luden Lager.

Stefan: Und hinten dann doch auch ein bisschen bitter, wenn es rausgeht.

Bernd: Also im Grunde ist das ein Hybrid-Bier. Also du hast die leichte Süffigkeit und den kompletten Hopfenhammer.

Stefan: Das ist ganz lustig, weil du das irgendwie genau beschreibst, wie es ist. Das ist tatsächlich genau der Plan von diesem Bier. Das hast du extrem gut getroffen.

Bernd: Ja, das war aber Glück.

Regine: Ich habe mich auch sehr gefreut, was Oliver Wesseloh geschickt hat. Es ist so, dass man zu dir auch musikalisch immer gerne zurückkehrt, auch in Verbindung zu dem, was wir am Anfang oder was ich am Anfang gelesen habe. Ich mich gefragt, ob es dich nicht manchmal nervt. Es wird immer gesagt: Er ist Mitbegründer Hamburger Schule, aber andere sind eben durch- und an dir vorbeigezogen.

Bernd: Ist doch toll, denn die machen ja alle Sachen, die ich nicht tun möchte. Ich habe das tollste Leben überhaupt. Das letzte Mal, als ich auf jemanden neidisch war, da war ich, glaube ich, Anfang 20, das dümmste Gefühl. Ich kann nur sagen: Ich habe eine Menge Leute kennengelernt, die so viel erfolgreicher zahlenmäßig als ich sind. Die haben jede Woche sechs Therapiestunden oder so, also ich hatte noch nie Therapiestunden. Wahrscheinlich bin ich der einzige deutsche Kreative, der noch nie in Therapie war. Meine Exfreundin meint, das war ein Fehler von mir. Aber ich habe ihr gesagt, ich fühle keinen Leidensdruck. Ich möchte niemandem den Therapieplatz wegnehmen. Das finde ich moralisch verderbt, es gibt so wenige. Nein, es ist nur ein halber Spaß. Aber Spaß beiseite. Wenn man sich wohlfühlt, fühlt man sich wohl. Und viele Leute erzählen von ihrem Leben und sagen, dass mit ihrem Erfolg ihre großen Krisen und Probleme überhaupt anfingen. Also da bin ich vielleicht einer üblen Sache von der Schippe gesprungen und das Rennen ist noch lang. Jetzt, in zwei, drei Wochen kommt eine neue Single raus und ich bringe neue Songs raus und es kommt ein neues Album. Mal gucken. Vielleicht benutzt das irgendjemand für Bierwerbung.

Regine: Vielleicht solltest du dich noch mal an Oliver wenden.

Stefan: Genau.

(…)

Regine: Hast du schon mal was von den super Freunden gehört?

Bernd: Nein, aber es klingt besser als normale Freunde.

Regine: Das wird unser letztes Bier sein.

Bernd: Okay, irgendwie medizinisch bin ich erleichtert.

Regine: Oh, ich möchte noch mal klarstellen, es sind Tasting-Gläser. Und es war immer eine Flasche Bier geteilt auf drei, bevor man sagt, wir haben ihn hier abgefüllt.

Stefan: Und es sind auch noch sehr kleine Tasting-Gläser, muss man dazu sagen.

Bernd: Ach, ihr seid alle so, ihr könnt alle nicht verkaufen.

Stefan: Nein, es sind sehr kleine Gläser von Rastal, die uns freundlicherweise mal von Rastal zur Verfügung gestellt wurden. Muss man auch mal sagen.

Bernd: Okay, das ist das einzige Bier, was aus der Dose ist und das ist eine super poppig gestaltete Dose.

Regine: Superfreunde haben sich in Berlin gegründet.

Bernd: Das werden wir nicht gegen sie verwenden. Sorry, Berlin. Wir kommen aus Hamburg, wir machen euch immer runter, weil das braucht ihr. Und wenn ihr euch selbst auch immer runtermacht, okay.

Regine: Sie haben sich 2015 gegründet. Sie haben dann rübergemacht nach Hamburg.

Bernd: In die Zivilisation. Herzlich willkommen.

Regine: In Berlin bist du nur einer von vielen, hat Mitbegründer Stefan Schröer damals gesagt. In Hamburg ist das nicht so. Seitdem sind Sie in Hamburg, haben gerade das Haus auf Superfreunde eröffnet, in Norderstedt.

Stefan: Das Bier ist ein Westcoast IPA.

Bernd: IPA. Was soll das heißen?

Stefan: IPA heißt India Pale Ale. Unser einziges obergäriges Bier in dieser Versuchsreihe mit dir.

Bernd: Ich habe die Dose in der Hand und es ist eine super anspruchsvolle Dose im Underground Comic-Stil. Ja, irgendwie ist es eine laute Dose. Du hast einen Vulkanausbruch und Tornado, eine Tsunami Welle, die brennt, mit einem Hai. Das ist so typisch übertriebener Berliner Style, möchte ich mal sagen. Und dann ein Typ, der die Dose in der Hand hat, ist zur Hälfte ein Skelett und zur anderen Hälfte fliegt ihm die Baseballkappe weg. Also dieses Bild, diese Dose schreit: Wir sind Underground, wir sind schrill.

Stefan: Wir hören erst an, was Stefan Schröder dazu sagt.

Stefan Schröer: Hallo Bernd. Du trinkst heute das Superfreunde Still Standing Westcoast IPA, und das Bier ist so trocken wie dein Humor. Liebe Grüße.

Bernd: Er sagt, ich hätte Humor! Habt ihr es gehört? Wie süß, wie unverdient, aber ich nehme es an und hey, also noch mal die Dose. Sie sagt so etwas wie: Das wird ein Erlebnis. Oh ja, Frisch, fruchtig.

Regine: Sie sind die einzigen, die sich tatsächlich für ein Bier im obergärigen Bereich entschieden haben für dieses Tasting. Dann gleich ein Westcoast IPA. Das finde ich mutig.

Stefan: Genau. Westcoast Biere sind immer so ein bisschen bitterer vom Stil her. Das Bier ist sehr trocken, vollmundig, aber man merkt dann doch, es ist ein sehr trockenes Erlebnis im Mund.

Regine: Okay. Still Standing. Das Bier will sagen: Nach Pandemie, Energiekrise, Inflation sind wir immer noch am Start. Ein Bier mit Message. Ein modern interpretiertes Westcoast IPA: Bitter, fruchtig, trocken. Lecker. Das bringt uns zu der Frage :Pandemie : Wie geht es dir heute? Wie waren die letzten Jahre für dich und wie bist du da durchgekommen?

Bernd: Oh, ich fühle mich immer gut und ich fand die Langeweile super angenehm. Ich fand den Stillstand verführerisch und ich fand es großartig, für den Augenblick in einer Welt zu existieren, die sich scheinbar nicht bewegt. Das war himmlisch. Sicher, ich wurde pleite. All meine Ersparnisse schmolzen ein. Aber dieser Stillstand, dieser völlig andere Zustand. Köstlich.

(…)

Regine: Neue Platte, erste Single erscheint im Juni. Erzähle mal etwas darüber

Bernd: Scheisse Mann, echt jetzt?!? heißt sie. Ja, wird brutal.

Regine: Klingt ja lösungsorientiert.

Bernd: Ja, und das wird ein Riesenspaß.

Regine: Du mit mit der Befreiung oder solo.

Bernd: Mit der Befreiung. Meine neuen Aufnahmen klingen nicht retro. Sie klingen auch nicht Elektropop oder so, aber sie klingen nicht retro. Ich habe lange Jahre im Grunde nach einer Art gesucht, wie man organisches Zusammenspiel einer Band modern klingen lassen kann. (…) Ich will einen kickenden, modernen Sound und ohne, dass man überhört, dass hier Individuen musizieren. Das haben wir hingekriegt. Für mich ist es ein stilistischer Durchbruch. Ich hoffe, ihr mögt das.

(…)

Bernd: Was für ein Erlebnis. Ich kann euch sagen, diese Biere sind alle toll. Also bitte. Ich kann mich nicht entscheiden. Ich sage nur, an einem kalten Sommertag würde ich die alle kalt mit Kusshand nehmen. Und ich bin dankbar für jeden einzelnen, seltsam unerwarteten Geschmack, der kam.

Verlosung: Gewinnt ein Bierpaket mit 20 Bieren von der Brauerei Lemke, Berlin

Verlosung Lemke Bierpaket mit Alkoholfreien Bieren im HHopcast Podcast
Foto: Lemke Brauerei

So könnt ihr mitmachen

  • Beantwortet uns folgende Frage: Welche Brauerei hat die Bier-für-Bernd Challenge gewonnen?
  • Sendet uns eure Antwort mit Angabe eures vollständigen Namens und eurer Adresse (für den Versand des Gewinnes) an Cheers@hhopcast.de mit dem Betreff LEMKE
  • Teilnahmeschluss: 14. Juli 2023, 10 Uhr. Teilnahme ab 18 Jahren, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
    Mit der Teilnahme stimmt ihr der Weitergabe eures Namens und euer Adresse an die Brauerei Lemke zu. Diese versenden den Gewinn. Eure Daten werden nach Abschluss des Gewinnspiels gelöscht.

Wichtige Links aus der Folge

Termine

Hat Gold in der Kategorie “Pale Lager”Gold beim KUBO Beer Award auf der Beer Craft 2023 gewonnen: Kellermeister Gerhard Sanin von Mendelbier.


Ihr möchtet unsere Arbeit unterstützen? Das freut uns riesig! Erfahrt hier mehr über eure Möglichkeiten, uns zu supporten. Tipp: Wer uns mit 10 Euro im Monat unterstützt, erhält 10 % Rabatt bei unserem Kooperationspartner Die Bierothek!

Danke an alle, die uns bereits supporten, die unseren Podcast teilen, für uns Lärm machen und uns zuhören! Ohne euch wäre HHopcast nicht möglich.

TIPP: Bock auf mehr News aus der Bierwelt? Dann solltest du unseren Newsletter abonnieren.

HHopcast ist ein Original Sounds and Pods-Podcast von Regine Marxen und Stefan Endrigkeit. Redaktion & Moderation: Regine Marxen und Stefan Endrigkeit, Produktion & Sounddesign: Stefan Endrigkeit, Text & Redaktion Blog: Regine Marxen
Header: Svenja Blobel

Die nächste Podcastfolge erscheint am 28.07.2023, am letzten Freitag im Monat.

Please share if you like

Related Post