HHopcast Podcast Bierhistorie: So prägt die Auswanderung die Bierkultur bis heute

Bierhistorie: So prägt die Auswanderung die Bierkultur bis heute

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Ein Auswanderer-Museum & Bier: Wie geht das zusammen? Ziemlich gut, sagt Torben Knye vom Auswanderer-Museum BallinStadt in Hamburg. Eine Spurensuche um den Globus, Bierhistorie & ein Bierfestival. Support: Locksmith Brewing und Cool Cats in Town. Präsentiert von Hamburg Ahoi.

Diese Folge wird präsentiert von Hamburg Ahoi. Sie stellt euch Hamburg aus Bierkenner-Sicht vor und serviert euch einige AHA-Momente. Sie reist einmal in die Vergangenheit und zurück. Denn die deutschen Brauer und ihr Bier haben in der Welt Spuren hinterlassen, die bis heute sichtbar sind. Im 18./19. Jahrhundert wanderten viele von ihnen aus, gerne Richtung USA, oftmals von Hamburg aus. Sie nahmen ihr Bier mit, ihre Hefe, ihre Erfahrung. Im 21. Jahrhundert sollte aus den USA eine Craft Beer Revolution auch Deutschland erfassen. Ohne die europäische Auswanderung wäre das so nicht erfolgt. Die Geschichte dreht sich, sagt Torben Knye vom Auswanderer-Museum BallinStadt in diesem Podcast. Am 17. September 2022 eröffnen er und sein Team die Sonderausstellung “Bier. Exportschlager”. Viele Auswanderergeschichten deutscher Brauer werden hier erzählt. Zeitgleich findet vor den Türen der Ausstellung die Hamburg Beer Week Celebration statt. Dieses Bierfestival feiert die Bierkultur und ist der krönende Abschluss der Hamburg Beer Week 2022. Es wird bunt, es wird groß, es wird ziemlich schmackhaft. 28 Brauereien mit mehr als 100 Biersorten, Live-Musik, Kunst, Workshops und Street Food warten auf die Besucher*innen.

Auch das Hamburg Lager wird dort ausgeschenkt. Dabei handelt es sich um einen weltweit wohl in der Form einzigartigen Co-Brew: 23 Hamburger Brauereien tun sich zusammen, um gemeinschaftlich ein Bier – das HHBW Festivalbier – zu brauen.

Zwei, die zum ersten Mal beim #HHBW Co-Brew dabei waren in diesem Jahr, sind Thorsten Schlosser, Locksmith Brewery, und Björn Lange, Cool Cats in Town Brewery. Unser Support in dieser Folge!

Support

“Die Geschichte dreht sich” Torben Knye, Auswanderer-Museum BallinStadt Hamburg

Hinweis: Das folgende Protokoll dieser Podcastfolge ist gekürzt. Die ungekürzte Version erlebt Ihr in unserem Podcast. Den könnt Ihr hier hören – oder Ihr folgt uns auf Spotify, Apple Podcast oder einem Kanal eurer Wahl. Gerne spreaden, gerne ein Sternchen als Bewertung zurücklassen. Oder uns via Steady unterstützen. Wir freuen uns über euren Support. Danke fürs Zuhören!

Regine: Ihr bereitet hier eine Ausstellung vor, die dreht sich um Bier. “Bier. Der Exportschlager.” Wenn man so eine Ausstellung vorbereitet, muss man da auch einiges an Bier verkosten. Oder läuft das ohne Bier?

Torben: Das Bier verkosten machen wir sowieso immer nach Feierabend. Aber nein, natürlich müssen wir uns nicht jetzt jeden Abend an eine Verkostung wagen. Aber wir müssen natürlich Liebe zum Bier haben und Freude am Bier. Dadurch sind wir natürlich auch zu dem Thema gekommen, am Ende des Tages. Ja, das ist spannend, weil man fragt sich vielleicht, wenn man jetzt so hört: Ein Auswanderer-Museum und Bier, was hat das miteinander zu tun? Eine ganze Menge.
Gerade früher, sagen wir mal im 19. Jahrhundert, wo die Menschen ausgewandert sind, haben die ganz viel von zu Hause mitgenommen. Das sind viele Bräuche gewesen, Lieder, Gepflogenheiten, aber eben auch das Kulinarische, Rezepte. Also gerade die jüdischen Auswanderer zum Beispiel haben alles, was man so aus Amerika kennt, diese jüdischen Gerichte heutzutage, die kommen eigentlich von osteuropäischen jüdischen Auswanderern und die Deutschen haben eben ganz oft auch so zwei Dinge mitgenommen. Wenn man im Ausland ist, wird man ja immer nach Backwaren gefragt, deutsches Brot und der deutsche Bäcker. Es gibt wahnsinnig viele deutsche Bäcker in New York. Und das zweite ist natürlich immer deutsches Bier. Und so haben eben auch viele Auswanderer deutsches Bier mitgenommen und es sind halt viele Brauer ausgewandert. Über diesen Weg kam eben diese Idee bei uns. Mensch, eigentlich müssten wir mal eine Ausstellung machen, die sich dem Thema Bier widmet und der Migration des deutschen Bieres in die Welt. Im Prinzip.

Regine: Ich erinnere mich, wir haben vor einiger Zeit schon mal über dieses Thema kurz gesprochen, oder ich habe euch angeschrieben, weil das mal so rumging. Euer Plan zu einer Ausstellung. Das hat ein bisschen gedauert, bis diese Idee Gestalt angenommen hat.

Torben: Na ja, die letzten zwei Jahre oder zweieinhalb, fast drei mittlerweile sind ja für uns alle nicht so leicht gewesen. Und dieses Thema ging immer mit. Wir haben halt geguckt, wie können wir es realisieren und sind halt sehr dankbar, dass wir jetzt von Neustadt Kultur unterstützt werden bei dieser Ausstellung und eben so diese Ausstellung auch umsetzen können. Das ist natürlich super spannend, weil man dann auch ganz anders herangehen kann an so eine Umsetzung von der Ausstellung. Wir haben uns auch andere schöne Partner gesucht und sind jetzt froh, dass im Herbst dieses Jahres die Ausstellung startet. Am 17. September. Wir hoffen, dass bis dahin auch alles gut bleibt und wir hier eine Menge Besucher empfangen können.

Regine: Das hoffen wir auch, parallel ist auch die HHBW Celebration als grandioser Abschluss einer hoffentlich grandiosen Beer Week. Habt ihr von Anfang an eng mit der Beer Week, also mit der Genossenschaft der Hamburg Beer Week, zusammengearbeitet?

Torben: Ja, als wir dieses Thema sozusagen spruchreif hatten, haben wir uns überlegt, mit wem können wir zusammenarbeiten? Wir haben dann einen Tipp bekommen. “Sprecht doch mal mit dem Axel Ohm von der Hamburg Beer Week. Der kann sicherlich viel Input liefern” – und dann entwickelte sich das halt so langsam weiter im Gespräch. Und irgendwann waren wir bei dem Punkt, wo wir gesagt haben: Na ja, dann haben wir hier doch ein großes Bierfestival. Bei uns auf dem Gelände bietet sich das ganz toll an, weil wir halt einfach auch die Möglichkeiten hier haben vom Gelände her. Irgendwie am Ende des Tages kam jetzt raus, dass wir die Ehre haben, die Hamburg Beer Week sozusagen abzuschließen, mit unserem Bierfestival. Also da läuft ein Zahnrad ins andere, wie man so schön sagt.

Regine: Das ist total super. Wir waren auch schon mal zu Gast hier in der Ballinstadt. Das ist tatsächlich sehr spannend. Ich finde das ganz toll, wie ihr die Museumspädagogik hier löst. Da kann man ja auch toll mit Kindern hingehen.

Torben: Wir werden aber diesmal eher eine Ausstellung für Erwachsene machen. Das heißt, es wird einen Disclaimer am Anfang der Ausstellung geben: Achtung, Achtung, ihr seid verantwortlich für eure Kinder. Es gibt aber auch in der Ausstellung nichts zum Naschen, sondern das kann dann nachher später in der Gastro bei uns passieren. Da wird dann auch nach dem Ausweis gefragt. Aber klar, wir werden uns eine Menge einfallen lassen. Vor allen Dingen auch schöne Bilder produzieren. Das ist bei so einer Ausstellung ja immer sehr, sehr wichtig, dass Inhalt und Optik halt eng zusammenarbeiten. Es ist ja auch eine Sonderausstellung, das heißt, sie ergänzt unsere Hauptausstellung. Und das ist auch immer so ein bisschen unser Ansatz. Wir haben die Dauerausstellung, wo wir sehr viele Themen nur kurz anreißen und gar nicht den Raum haben, weil es uns einfach viel zu viel werden würde, auf diese näher einzugehen. Durch die Sonderausstellung haben wir immer die Möglichkeit, so kleine Aspekte etwas größer zu ziehen. Das machen wir eben mit dem Thema Bier und mit den ausgewanderten Brauern, die einen Teil unserer Ausstellung darstellen, eben in diesem Falle auch. Das ist dann sozusagen als Ergänzung, sage ich mal, der Gast soll sich am Ende noch mal so 30 Minuten bis 45 Minuten in dieser Sonderausstellung aufhalten können. Das heißt, es wird eben dementsprechend so ein richtig schöner kleiner Appetithappen sein.

Regine: Es ist jetzt ungefähr Mitte August, während wir diesen Podcast aufzeichnen. Ihr seid vielleicht schon in der heißen Phase der Vorbereitung?

Torben: Absolut. Die Recherche ist schon einige Zeit im Gange und wir sind am Texte schreiben. Wir sind am Ausloten welche Designmöglichkeiten wir machen. Das ist oft auch so, dass ich das auch noch mal kurz vorher irgendwie über den Haufen werde, weil jemand noch eine tolle Idee hat, wie man etwas schöner darstellen kann. Es gibt so eine grundsätzliche Idee, die wir umsetzen werden und dann gibt es halt noch so kleine Möglichkeiten, wie man etwas noch ein bisschen spannender gestalten kann, interaktiv gestalten kann, mit Touchscreens, mit irgendwelchen Hebeln, die man vielleicht ziehen kann. Das muss man halt mal sehen. Aber natürlich die Story, die haben wir auch. Die Recherche und die Texte sind zum größten Teil geschrieben und jetzt fügt sich das Ganze halt zusammen. Wenn am 26. August unsere jetzige Sonderausstellung endet, dann geht es halt in die Umbauphase. Dann sind wir drei Wochen sozusagen damit beschäftigt, die Fläche dahin umzubauen, die auch immerhin gute 400 Quadratmeter haben wird. Das ist auch eine ordentliche Fläche, die bespielt wird und dementsprechend dauert es eben auch ein bisschen, das umzubauen dann.

Regine: Bei dieser Recherche, gab es da etwas, was dich selber sehr überrascht hat.

Torben: Spannend fand ich die Idee, dahin zu kommen, etwas über Bier zu machen und Auswanderung und Migration. Die kam mir eben auch dadurch, dass ich irgendwie so gedacht habe: Mensch, diese ganzen Namen von den amerikanischen Biersorten, die klingen verdammt deutsch.

Stefan: Zum Beispiel eine der größten Bier-Firmen der Welt: Anheuser-Busch.

“Es gab zeitweise, was ich sehr, sehr interessant und überraschend fand in der Recherche, 3000-4000 deutsche Brauereien in Amerika in der Hochzeit des deutschen Bieres in Amerika.”

Torben Knye

Torben: Die beiden Kollegen Anheuser und Busch, also Herr Anheuser und Herr Busch werden auch beide bei uns in der Ausstellung stattfinden, weil das natürlich das Beispiel ist, weltweit für Deutsche, die sozusagen im Ausland diesen American Dream, sage ich mal, umgesetzt haben, die beide irgendwie dahin gegangen sind, weil sie hier keine Zukunft für sich gesehen haben, aus verschiedensten Gründen. Aber es ist halt nur eine Geschichte von ganz, ganz viel Amerika. Es gab zeitweise, was ich sehr, sehr interessant und überraschend fand in der Recherche, 3000- 4000 deutsche Brauer*innen in Amerika in der Hochzeit des deutschen Bieres in Amerika. Ich habe auch in einem Buch gelesen, das wird als die Belle Epoque des deutschen Bieres allgemein bezeichnet, also das 18. / 19. Jahrhundert, und da sind ja am Ende dann auch ein paar übriggeblieben, halt in verschiedenen Größen. Das ist schon sehr, sehr interessant.

Stefan: Ja, es gibt ja tatsächlich genauso für Hobby Brauereien so einen Bierstil, der da quasi entstanden ist. Das California Common.

Torben: Was, das ist noch nicht dabei, aber das werde ich mal nachher nachschlagen und gucken.

“Die Miller Brewing Company braut heute noch mit dem gleichen Hefe-Stamm, der damals mitgenommen wurde von dem Friedrich Müller.”

Torben Knye

Stefan: Das ist nämlich ganz lustig, weil die Auswanderer haben natürlich auch, wie du sagst, ihre Lebensmittel mitgebracht und natürlich auch ihre Hefen. Und in Deutschland hat man ja zu der Zeit weitestgehend untergärig gebraut und man hat halt eben in Kalifornien festgestellt, dass man da im Prinzip keine Keller so kalt kriegen konnte, dass man da untergärig brauen konnte. Das heißt, man hat dann mit der untergärigen Hefe quasi obergärig gebraut. Die Hefe erzeugt dann aber andere Nebenprodukte, es ist deshalb geschmacklich halt anders. Quasi eine Mischung aus einem Ale und einem Lager, das wird im Hobbybrau-Bereich gerne gemacht. Wird auch Steam Beer genannt.

Torben: Das sagt mir was. Muss ich unbedingt mal probieren. Noch ein Beispiel, das wisst ihr bestimmt auch: Die Miller Brewing Company braut heute noch mit dem gleichen Hefe-Stamm, der damals mitgenommen wurde von dem Friedrich Müller. Also das ist ganz lustig halt, weil das zeigt auch diese Tradition, die da mit reinspielt und dann halt dieses ganze Thema, was sich dann Amerika tatsächlich entwickelt hat durch die Industrialisierung damals. Und du hast Kühlung angesprochen, das sind auch so Aspekte, die wir in der Ausstellung aufgreifen. Dass nicht nur die Menschen ausgewandert sind, etwas mitgenommen haben, sondern auch, wie allgemein die deutsche Braukunst irgendwie so diese Welt des Bieres auch maßgeblich geprägt und verändert hat. Zum Beispiel, dass wir heute alle Kühlschränke benutzen, ist auf eine Erfindung eines Deutschen zurückzuführen.

Stefan: Linde.

Torben: Linde, der damals seine Forschung finanziert bekommen hat, von einer Bierbrauerei aus Bayern. So, und heute haben wir einen Kühlschrank, um unser Bier da reinzulegen. Aber dass das tatsächlich darauf zurückzuführen ist, dass sie die Biere länger haltbar machen wollten, das ist eine ganz interessante Sache. Und dass diese Erfindung dann sozusagen gerade in Amerika durchgerollt ist und die ganzen großen Brauereien ja deswegen groß geworden sind, weil sie zum Beispiel neue Möglichkeiten hatten, na ja, das ist dann schon sehr interessant. Allgemein gib es da eben auch ganz, ganz viel Dinge vom Bierdeckel über den Plopp-Verschluss. Alles Erfindungen, die überall in der Welt benutzt werden und die irgendwie so in Deutschland sich entwickelt haben. Also es gibt nicht nur das Reinheitsgebot, was aus Deutschland kommt, sondern eben ganz, ganz viele tolle Dinge, die wir eben in dem Zusammenhang mit dem Thema Bier bei uns in der Ausstellung vorstellen möchten. Ich glaube, viele Menschen, vielen Menschen ist das gar nicht bewusst, dass das so ist und das finde ich ganz gut. Das war für mich wirklich sehr, sehr interessant, diese Recherche. Man taucht dann immer tiefer ein und findet neue Dinge und neue Geschichten und muss dann eben gucken, wie kann ich das verarbeiten. Am Ende muss es sehr plakativ sein. Ich kann halt nicht die ganze Lebensgeschichte von jemandem erzählen, obwohl es da wahnsinnig viele kleine Aspekte gibt und auch so die unterschiedlichen Charaktere dieser Bierbrauer, die wirklich vom Großkapitalisten Busch bis zu solchen reichen, die Gewerkschaften zugelassen haben. Gerade Busch war das Paradebeispiel eines Raubtierkapitalisten.

Stefan: Auf jeden Fall. Das ist natürlich auch immer noch so ein Nimbus, der deutsche Brauer. Das gibt es ja heute immer noch. Wir hatten ein Interview mit Thomas Tyrell, einem Braumeister aus Deutschland, der in den USA gearbeitet hat. Und der sagte, in der Brauerei, wenn da irgendwie Leute zu Besuch waren, dann musste er als deutscher Braumeister kommen und wurde quasi vorgestellt. Nach dem Motto: Wir haben einen Deutschen hier, der braut.

Torben: Deutsche Brauer, also auch die Brauereiausbildung in Deutschland, das ist immer noch etwas Besonders, zumindest nach meiner Recherche. Aus der ganzen Welt kommen die Menschen hierher. Sie nehmen das natürlich dann mit in ihr Land und machen dann dort oft Bier nach deutschem Vorbild. Also das ist schon sehr, sehr spannend. (…)

Stefan: Also, aber es ist natürlich schon lustig, wenn es da drüben so ein Bier gibt, das heißt St. Pauli Girl. Da ist halt eben so eine Oktoberfest-Kellnerin auf dem Bild.

Regine: Da kommen aber viele Dinge zusammen.

Torben: Das haben wir auch in unserer Ausstellung. Und da kommt wirklich viel zusammen, was gar nicht zusammenpasst. Das St. Pauli Girl ist für mich so eine Geschichte. Das kenne ich aus einem Film. Ihr werdet den wahrscheinlich auch noch kennen. Ich glaube, wir sind so ein ähnlicher Jahrgang – aus Ferris macht Blau. Da tanzen die bei der Parade mit dem St. Pauli Girl.

Stefan: Mit diesem Trachtenmädel.

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St. Pauli Girl

Lüder Rutenberg, der zu dieser Zeit wichtigste Bauunternehmer Bremens, gründete 1866 eine Brauerei mit dem Namen St.Pauli-Brauerei. Mitten in der gerade entstehenden Östlichen Vorstadt, dem heutigen “Viertel”. Hier wurden Unmengen Bier in Flaschen abgefüllt, nach Amerika verschifft und die St.Pauli-Brauerei schnell zur erfolgreichsten Brauerei der Stadt. Rutenberg selbst war kein Braumeister und hatte sich deshalb Heinrich Beck ins Team geholt. Becks? Genau! Der gründete später zusammen mit dem Kaufmann Thomas May 1873 eine weitere Brauerei auf der anderen Weserseite: die Kaiserbrauerei Beck & May, die heutige Beck’s Brauerei. 1921 fiel die St.Pauli-Brauerei dem Unternehmen Beck’s zu. Bis heute wird hier das St.Pauli-Girl gebraut, ausschließlich für den amerikanischen Markt. Zeitweise war es das zweitmeistverkaufte deutsche Bier nach Beck’s und das erfolgreichste Import-Bier.

(…)

Torben: Und dieses Bier wird nur in Amerika verkauft. Das gibt es bei uns gar nicht.

Regine: Treibt ihr was auf für die Ausstellung?

Torben: Ja, wir schauen mal, da muss ich nach Bremen fahren, weil es wird in Bremen absurderweise auch noch gebraut.

Stefan: Ach, tatsächlich? Das wird sogar hier gebraut.

Torben: Also soweit ich weiß, wird das noch in Bremen gebraut. (…) Das kriegt man vielleicht hin. Also das sind so ganz viele kleine Geschichten, die wir verarbeiten. Man soll durchgehen, man soll so kleine Aha-Momente haben und man muss gar nicht zwangsläufig alles lesen oder sich alles anschauen, wie es bei unserer Hauptausstellung auch ist. Und im besten Falle guckt man dann halt einfach weiter, später. Bei uns im Restaurant, später danach, werden wir auch einige schöne Biersorten haben und Craft Biersorten. Und das ist natürlich auch ein Thema in der Ausstellung, das Thema Craft Beer, weil auch das ja eben, sage ich mal so, um nicht zu viel zu verraten, viele werden es wahrscheinlich auch wissen…

Regine: Aus den USA zurückschwappte.

Torben: Genau, aus den USA zurück geschwappt ist und letztendlich auch auf diesen, tatsächlich auf diesen deutschen Auswanderern fußt, die im 19. Jahrhundert ausgewandert sind. (…) Jim Koch von Samuel Adams gilt ja so allgemein als der Erfinder des Craft Beers. Und der hat das Rezept damals auf dem Dachboden gefunden. So sagt die Geschichte.

Stefan: Gott, das ist eine schöne Geschichte.

Torben: Das ist ein altes bayerisches Rezept von seinem Urgroßvater gewesen. Das hat er dann gebraut. Mittlerweile ist das eines der erfolgreichsten Biere in Amerika und das erfolgreichste Craft Beer weltweit. Die Frage ist, ob das jetzt noch Craft ist. Es ist mittlerweile ein Milliarden-Unternehmen. Aber das muss ja nicht abhängig sein von der Größe.

Regine: In den USA sowieso nicht.

Torben: Genau. Von daher dreht sich die Geschichte so zurück. Gerade Craft, wie ich auch gelernt habe, ist ja sehr, sehr oft German Style inspired in den USA und Brooklyn Lager oder was weiß ich, was man da so trinken kann. Ja, super spannend.

Stefan: Super, wieder richtig was gelernt.

Regine: Ich habe schon jetzt Bock auf diese Ausstellung.

Stefan: Du hast Bock auf die Biere, dahinter

Torben: Wir haben schöne leckere Hamburger Craft Biere, die man dann bei uns trinken kann.

Stefan: Sag mal was zu deinem Background. Bist du Museumspädagoge?

Torben: Nein, ich bin eigentlich gelernter, studierter Politikwissenschaftler und habe eigentlich immer im Marketing und in der PR gearbeitet. Content ist mein Thema. Das ist das, was mein Berufsleben bisher ausgemacht hat. Und letztendlich sind natürlich die Übersetzungen in Ausstellungen auch Content, die man in irgendeiner Form macht. Deswegen finde ich das halt so sehr, sehr spannend. (…) Ich sag’ mal, die Biertrinker, das ist eine große Community hier, und wir finden das sehr, sehr spannend, eben mal zu gucken, wie das funktioniert. Weil ich glaube, dieses Thema ist neu, gerade im Hinblick auf die ausgewanderten Brauer aus Deutschland ist mir nicht bewusst, dass das schon mal so aufgegriffen wurde in einer Ausstellung. Es gab schon verschiedene Ausstellungen, aber mit diesem Fokus darauf, glaube, ich ist das hier in Hamburg so und in dem meinem Erinnerungszeitraum das erste Mal – und das sind ja auch immer wieder neuer Aufhänger und eine neue Idee, dass wir das Thema versuchen, mit unserem Thema Migration zu verbinden. Passt alles super zusammen.

Regine: Ja und zu Bier hat eigentlich jeder eine Einstellung und eine Meinung. Das kommt noch dazu. Generell ein Thema, da findet man vielleicht auch so einen schönen Zugang. Und ja, das ist mit Sicherheit ein schöner Ansatz, dass gerade eben gesagt, die Leute sollen sich damit mehr beschäftigen. Womit denn genau, wenn sie aus dieser Ausstellung gehen? Mit Bier oder mit dem Kreislauf der Geschichte?

Torben: Mit beidem natürlich. Idealerweise. Also grundsätzlich ist es so: Menschen, die bei uns in die Ausstellung kommen, die möchten wir gerne dazu anregen, sich mit dem Thema Migration mehr zu beschäftigen oder mit dem Thema Ein- und Auswanderung. Wir heißen zwar Auswanderer-Museum, aber zur Auswanderung gehört auch immer Einwanderung. Das heißt, mit diesem ganzen großen Thema, wie das die Welt beeinflusst, dass es immer schon da war, dass es nichts ist, wo man Angst haben muss vor, sondern das ist halt bereichernd ist für die Kulturen. Und das ist eigentlich eine ganz tolle Sache ist, auch wenn die Gründe oft, gerade wenn wir in der Vergangenheit zurückschauen, nicht die schönsten waren, warum Leute ausgewandert sind. Mittlerweile gibt es natürlich viele Auswanderer, die einfach auch so auswandern, um etwas Neues zu sehen. (…)

Regine: Bist du Hamburger?

Torben: Norddeutscher. Ich komme aus Lübeck ursprünglich, aber habe ganz viele Jahre in Hamburg gelebt und wohne jetzt an der Grenze zu Hamburg in Schleswig-Holstein. Aber ich fühle mich als Hamburger.

Regine: Im Pils-Land.

Torben: Hamburg hat ja eine tolle Bierkultur.

Regine: Ja, definitiv.

Torben: Und ich habe noch nicht alle durchprobiert. Mal gucken, wer am 17.09 dann bei dem Bierfestival dabei ist als Brauerei.

Stefan: Da hast du einiges zu tun.

Torben: Ich befürchte, ich werde es nicht ganz schaffen.

Regine: Aber auch das ist ja eine Einladung, sich mit dem Thema zu beschäftigen.

Torben: Auf jeden Fall.

Regine: Wie groß ist das Team, wenn du sagst, wir basteln hier an der Ausstellung, wie viele Menschen sind das?

Torben: Das ist immer unterschiedlich. Wir holenn natürlich auch Leute dazu Ausstellung, aber so ein Kernteam sind wir schon mal so 5-7 Leute, die dann von dem Designer über den Handwerker, über die Menschen, die die Texte machen. Da kommt schon so ein kleines Team zusammen. Und da wir alle auch gerne mal ein Bier trinken, passt das auch ganz gut zusammen. Jetzt bei dieser Ausstellung.

Regine: Damit haben wir ja angefangen. Wird hier Bier getrunken. (…) Hast du auch ein besonderes Bier vielleicht entdeckt für dich in der Zeit, wo du sagtest Mensch, was ist das denn?

Torben: Ich will jetzt gar nicht eines so besonders herausstellen. Ich finde, die Vielfalt der Craft Biere hier in Hamburg ist so spannend. Die habe ich für mich so ein bisschen wiederentdeckt. Dass es so viele gibt, habe ich nicht gewusst.(…)

Stefan: Doch super. Und sage mal so die harten Fakten, also ab dem 17.09., wie sind eure Öffnungszeiten?

Torben: Genau, an dem Tag mit dem Bierfest zusammen. Das heißt, man kann auch so kommen. Ich würde immer empfehlen, ein Ticket für beides zu kaufen und beides zu genießen. Und dann ist es halt so, dass wir immer von dienstags bis sonntags geöffnet haben, von 10 bis 18:00 Uhr. Die Ausstellung wird bis Ende des Jahres laufen. Wir haben jetzt auch ein schönes Rahmenprogramm entwickelt. Wir sind mittendrin. Das wird auch in den nächsten Tagen bei uns auf der Website veröffentlicht werden, dass wir zum Beispiel so Kombis machen, die Ausstellung zu besuchen und dann noch ein Tasting mit Landgang-Bieren zu machen und so verschiedene kleine Dinge. Bei dem Bierfestival am 17. 09. werden wir ja auch ein richtig schönes Programm von der Beer Week organisiert haben. Mit Brauereien, die Rede und Antwort stehen, mit Workshops. Und so weiter. Also toll, ich glaube, da werden eine Menge toller Sachen im Angebot sein und das Ganze geht dann halt bis 30. 12,22. Also alle sind auch herzlich eingeladen, ihre Weihnachtsfeiern bei uns zu feiern. Das ist ein schöner Aufhänger mit der Ausstellung dabei.

(…)

Regine: Wir haben noch eine letzte Frage, Stefan.

Stefan: Wollen wir die Torben stellen?

Regine: Natürlich stellen wir die Torben, auch wenn Torben sich so ein bisschen herumdrückt um Namen. Aber vielleicht möchte er ja trotzdem noch mal?

Stefan: Wir haben immer eine Abschlussfrage und das ist die Frage nach dem Bier für die einsame Insel. Das ist so ein bisschen natürlich die Frage nach dem Lieblingsbier. Du bist auf einer einsamen Insel , das eine Bier ist immer kühl und frisch da, auf magische Art und Weise.

Torben: Auch wenn ich mir jetzt wahnsinnig viel Feinde hier in Hamburg mache. Das ist, glaube ich, einen Becks. Oder die Alternative dazu, ein Haake Beck.

Sonderausstellung Bier. Exportschlager, 17.08.-31.12.2022,
HHBW Celebration, 17.09.22, www. beerweek.hamburg/tickets
Eintritt: 9 Euro | 15 Euro (Kombiticket)


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Termine

  • Pink Boots Europe Meeting, 27.08. 22, Brüssel, Brasserie de la Senne
  • Ratsherrn Hoffestival zum 10jährigen Jubiläum, 26. & 27.08.22, Schanzenhöfe
  • Summer is out for beer, 26.-27.08, Beyond Beer, Hamburg (6 Beers on tap)
  • Mach den Landgang! 3.09.22, Brauereifest in der Landgang Brauerei in Hamburg-Altona. Happy Birthday , lieber Landgänger!
  • Lingener Bierkultur, 2.-3.09., Lingen (s. Podcasttipp unten)
  • Alkoholfreies Bier brauen! Seminar, 3.09.22, Braumarkt Academy, Hamburg
  • Bier trifft Käse. Pairing bei Kühn Kunz Rosen, 6.09.22, Mainz
  • 8 Jahre Wildwuchs. Die nachhaltige Geburtstagsfeier im Wildwuchs Brauwerk, 24.09.22, Hamburg-Wilhelmsburg
  • Qubiläum! Quartiermeister in Berlin feiern ihr zehnjähriges Bestehen (nach). Der reguläre Eintritt beträgt 10 €. Alle Erlöse der Veranstaltung fließen dem Mentorenprojekt Neukölln zugute. 17.09.22, gART.n Berlin
  • Hamburg Beer Week, 8.-17.09.22, z. Bsp. mit der 1. Hamburger Hobbybrau-Meisterschaft (Fr., 16.09), TTO Heidenpeters Fr. 9.09., Bar Oorlam, TTO Atelier Vrai im Alles Elbe (Fr. 09.09.), Weißbierfrühstück im Braustättchen (Sa. 10.09.22), Tilmans Bier & Gäste – Beer & Music pairing im Cruise Records (Fr., 16.09.), Sour Crowd Fest bei Bunthaus (Fr., 16.09.), Super Brews for Super Friends im House of Superfreunde (Sa., 10.09.), Frankensteins Keller. bei Bunthaus (Do., 8.09.)
  • Berlin Beer Week, 2.9.-11.09.22, Berlin
Findet am 2. & 3.09.22 statt: Lingener Bierkultur. Lingener Bierkultur-Macher Markus Quadt war schon im HHopcast zu Gast.

Link zu Vöölmols Merci

https://m.brf.be/beitraege/930374/


Die nächste HHopcast-Folge erscheint am Freitag, 30.09.22, am letzten Freitag im Monat.

HHopcast ist der monatliche Craft Beer-Podcast von Regine Marxen und Stefan Endrigkeit. Redaktion & Moderation: Regine Marxen und Stefan Endrigkeit, Produktion & Sounddesign: Stefan Endrigkeit, Text & Redaktion Blog: Regine Marxen
Header: Henning Angerer/ priv.

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