HHopcast auf Bier-Reise. Münster ist die Stadt der Fahrräder und Bio-Biere. Aber auch jenseits von Pinkus wächst hier ein zartes Craft-Beer-Pflänzchen
HHopcast auf Bier-Reise in Münster. 24 Stunden haben wir, um die Stadt zu erkunden. Ausgangspunkt: Das Factory-Hotel auf dem Germania Campus. Das liegt unweit der Altstadt und punktet mit modernen, hellen Zimmern samt Balkon und Fatboy. Vor allem aber wurde genau an diesem Ort vor über 30 Jahren Bier gebraut.
Die Germania Brauerei F. Dieninghoff hatte hier ihr Zuhause. 1963 fusionierte der Betrieb mit der Dortmunder Union-Brauerei, was langfristig zu seinem Niedergang führte. 1984 schloß die Brauerei ihre Pforten, weil die gesamte Produktion abgezogen wurde. Das war’s. Und heute?
Heute gibt es hier neben dem Hotel, Supermärkten, Gewerbe und Wohnungen eine Mikrobrauerei: Die Bierbrauerei Dackel.
Geführt wird sie von David Deilmann, der auch das Hotel leitet. Seine Braukarriere startete als Heimbrauer, bevor er zusammen mit Sebastian Holtmann das Dackel ins Leben rief. Auf ihrer 5 hl-Sudanlage produzieren die beiden das Hausbier für die Gastronomie auf dem Campus. Herr der Brau- und Gärkessel ist Sebastian. “Wir brauen hier nichts Spektakuläres. Aber wir stehen zu unseren Bieren. Die sind schon gut”, sagt er. Solide, gute Braukunst, die übrigens in der angeschlossenen Gastronomie mit Blick auf die Brauerei genossen werden kann! Außerdem können Hopfeninfizierte sich von Sebastian die Brauerei zeigen und bei einem Tasting in die Welt der Dackel-Biere einführen lassen.
Tipp: Ihr wollt mehr über das Dackel erfahren? Wir haben Sebastian Holtmann auf ein Bier und einen Podcast besucht. Blogbeitrag, Links und den Podcast findet Ihr hier.
Factory Münster / An der Germania Brauerei 5 / Germania Campus
Wir schwingen uns aufs Fahrrad. Die gibt’s im Hotel, praktisch und wichtig für eine Stadt wie Münster, der man nicht umsonst eine große Liebe zum Zweirad nachsagt. Statistisch besitzt jeder Münsteraner, vom Baby bis zum Rentner, 1,67 Fahrräder. Wer sich also stilecht fortbewegen möchte, sollte in die Pedale treten. Aber Achtung: In Münster hat die Polizei ein Auge auf betrunkene Fahrradfahrer. Hier gilt: Don’t drink & bike.
Straßenbier im Getränkefeinkost
Wir machen Station im Getränkefeinkost. Das liegt an der viel befahrenen Steinfurter Straße im Stadtteil Neutor. Eigentlich ist das Getränkefeinkost ein Craft Beer Store und Teil einer Laden-Kette mit Filialen in Berlin oder Leipzig. Der Münsteraner Ableger wird von Clemens Kühn geführt. In seinem mit Vintage Möbeln liebevoll eingerichteten Laden bietet er auch Biere zum Verzehr vor Ort an. Drinnen auf dem Ledersofa, draußen auf einer Bank mit Blick auf die Straße. Das wird gerne genutzt, auch von uns. Wir sitzen zwischen einem Rennradfahrer, der gerade sein Training abgeschlossen hat, und bärtigen Burschen vor der Tür. Wie lange er aufhabe, fragt ein Kunde Clemens. “Bis 20 Uhr”, antwortet er und schiebt grinsend hinterher “Aber keine Eile. Sommertage wie heute waren bisher selten, wir genießen den Tag heute.” Sonne ist eben gut für den Umsatz. Seit vier Jahren leitet der Münsteraner seinen Store. Er ist eigentlich ausgebildeter Koch, hat als Barkeeper und Servicekraft gearbeitet. Und er war viel auf Reisen. Aber Münster ließ ihn nicht los. Jetzt holt er die große weite Welt in Form von Bier in seine Heimatstadt.
Getränkefeinkost/ Steinfurter Straße 9/ Neutor
Finne: Bio-Bier und Flammkuchen
Im Kreuzviertel, mitten in einem ruhigen Wohngebiet, hat sich die Brauerei Finne niedergelassen. Gebraut wir hier nur für den Ausschank vor Ort. Den Großteil ihrer Biere – ein Helles, Weizen, Pale Ale und India Pale Ale – stellen sie bei einer befreundeten Brauerei in Zeil am Main her.
Flammkuchen, Chili Con und Sin Carne und Brezel stehen auf der Speisekarte. Wir entscheiden uns für den Flammkuchen mit frischen Tomaten und trinken dazu ein Helles und ein IPA. Es ist immer noch warm und wir sitzen an einem der hölzeren Tische auf dem Bürgersteig vor der Tür. Der Brew Pub ist gut besucht, viele Nachbarn aus dem Viertel besuchen ihn an diesem Abend. Auf unseren Flammkuchen müssen wir trotzdem nicht lange warten.
Flo und Frank sind die zwei jungen Köpfe hinter Finne. Unterstützt von einem bierbegeisterten Team wollen sie Münster seine Biervielfalt zurückgeben. Denn einst gab es hier über 100 Brauereien. Vier sind es heute. Finne, Pinkus, das Läuterwerk und Dackel. “Deutlich zu wenig für eine Stadt, die einst als Biermetropole galt.” Langfristig wollen sie all ihre Biere in der eigenen Brauerei herstellen. Das erste Etappenziel ist bereits erreicht: Einen Brew Pub mit Bio-Bier in einer Stadt zu eröffnen, in der Pinkus herrscht. Der Bio-Bier-Pionier in Deutschland!
Münsteraner Finne / Kerßenbrockstraße 8 / Kreuzviertel
Pinkus: Deutschlands Bio-Bier-Pionier
Bist Du in Münster, musst du ein Altbier von Pinkus trinken. Am besten bei Pinkus im Kuhviertel, in der Pinkus Müller Biergalerie. Warum? Weil’s schmeckt und Spaß macht. Können wir bezeugen, wir haben’s gemacht. Das Pinkus liegt in der Altstadt, und die verbreitet jede Menge Charme. Kleine Gassen, Kopfsteinpflaster (ja, das ist nicht fahrradfreundlich), Kaufmannshäuser Giebelwerk. Ein entschleunigtes und doch äußerst vitales Städtchen mit sehr vielen Studenten, die die Kneipenszene unsicher machen. Die ist groß, auch an Restaurants herrscht kein Mangel. Das “Alte Gasthaus Leuve” zum Beispiel stammt aus dem Jahre 1607 und ist Münsters älteste Gaststätte. Regional-deftig geht es hier zu. Nichts für Veggies – glücklicherweise sind wir bereits satt. Überhaupt: Wir wollen uns nicht verlieren an den unzähligen hölzernen, großen, kleinen, neuen und alten Tresen dieser Stadt. Standhaft bleiben, weiterziehen. Kommen wir zurück zu: Pinkus.
Auf Pinkus-Biere ist der Münsteraner mächtig stolz. Mit Recht. Ursprünglich gab es einmal 150 Altbierküchen in Münster. Die Brauerei Müller war die letzte, die blieb. Um 1978 mit Deutschlands erstem Bio-Bier so richtig durchzustarten. Das war die Geburt von Pinkus. Das Unternehmen ist immer noch in Familienhand und wird heute in sechster Generation geführt. 20.000 Hektoliter im Jahr produziert Pinkus laut eigener Aussage, davon 80 Prozent in Flaschenabfüllung. Das kann sich sehen lassen. Die Speisekarte dominiert die traditionelle, westfälische Küche. Herzhaft. Lassen wir weg. Siehe oben. Das Altbier mundet. Ein wenig süß, süffig. Passt. Und jetzt? “Ihr müsst zum Prinzipalmarkt”, sagt das Pärchen, das uns gegenüber sitzt. “Bist du in Münster, musst du dahin! Zum Stuhlmacher.”
Pinkus Müller Brauereiausschank / Kreuzstr. 7 – 10 / Kuhviertel
Draußen nur Halbe. Das Stuhlmacher
Wir radeln ins Herz der Altstadt Münsters: Zum Prinzipalmarkt. Vor uns erhebt sich das historische Rathaus. Hier beendete 1648 der Westfälische Frieden den 30-jährigen Krieg. Ein Ort mit Geschichte. Die Kaufmannshäuser, die den Platz umgeben, zollen der Historie Münsters als Handels- und Einkaufsstadt ihren Tribut. Am Ende des Platzes wirft der 90 Meter hohe Kirchturm von St. Lamberti seinen Schatten. Das Stuhlmacher liegt direkt am Prinzipalmarkt. Louis Stuhlmacher eröffnete das Gasthaus 1890, auf Tradition legt man hier Wert. Der Gastraum ist gediegen, die Kellnerinnen und Kellner tragen Uniform. Wir ergattern zwei der raren Plätze im Außenbereich. Draußen nur Halbe, kleine Biere gibt es hier nicht. Wir bestellen ein Potts Landbier und ein Stuhlmacher Lager. Leicht, ein wenig belanglos. Als Absacker die falsche Wahl… Was Dunkles wäre schön. Ein Stout mit Kaffee-, Schoko-, vielleicht Vanille-Aroma. Der Blick in die Karte. Guinness gibt’s. Zeit, die Räder zu satteln.
Stuhlmacher / Prinzipalmarkt 6/7
Fazit: In Münster trifft Bier-Tradition auf zarte Hopfen-Innovation. Wir sind sicher: In Sachen Craft Beer wird hier einiges geschehen in den kommenden Monaten. Denn im Gegensatz zu Hamburg oder Berlin ist der Markt für neue Biere wenig besetzt. Da geht noch was, und, bei aller Liebe zur Tradition, so mancher altehrwürdigen Kneipe würde ein bisschen Bierrevolution gut stehen. Wir behalten es im Auge und kommen gerne wieder.
Text: Regine Marxen. Header: Regine Marxen / HHopcast
Hinweis: HHopcast wurde bei seinen Recherchen unterstützt von Münster Marketing, die auch die Übernachtung kostenlos zur Verfügung stellten. Danke an dieser Stelle an das Münster Marketing-Team für die Unterstützung.
TIPP: Wer mehr über Münster erfahren möchte, der erhält hier weitere Informationen
Was ist das denn? Die besten und ehrlichsten Brauereien aus Münster werden nicht mal erwähnt? Ein Artikel über Münster und Bier in dem Gruthaus nicht vorkommt – sehr merkwürdig. Das Läuterwerk wird auch überhaupt nicht erwähnt. Dabei wird bei den beiden überhaupt erst interessant wenn es um Bier geht.
Hi Christoph, danke für Deine Mail! Du wirst verstehen, dass 24 Stunden kurz sind und uns unsere Route dieses Mal einen anderen Weg entlang führte. Eben auch zu den Klassikern. Wir wollten eine Mischung. Aber keine Sorge, die von Dir genannten haben wir uns bereits notiert und wir werden diese zu einem anderen Thema anfunken 😉 Denn spannend sind sie allemeal!
Liebe Grüße!
Die HHopcaster
“Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.” Benjamin Franklin – Vielen Dank für den guten Artikel und schöne Grüsse aus Osnabrück
P.S. Ich komme bestimmt mal auf ein Bier nach Münster