HHopcast Podcast #75 Stefan Michel, Mahrs Bräu: “Es gibt natürlich andere Projekte, die ich weiterhin machen werde.”

#75 Stefan Michel, Mahrs Bräu: “Es gibt natürlich andere Projekte, die ich weiterhin machen werde.”

#75 Stefan Michel, Mahrs Bräu: “Es gibt natürlich andere Projekte, die ich weiterhin machen werde.” post thumbnail image

Stephan Michel von Mahrs Bräu ist ein bunter Hund im Biergeschäft. Den Bambergern, sagt er, war er manchmal zu bunt. Jetzt zieht er sich aus dem operativen Geschäft zurück. Was kommt danach? Über Bockbier, den Wert von Bier und den Fokus auf die Zukunft.

Es ist Bockbierzeit. Darüber sprechen wir mit Stephan Michel von Mahrs Bräu. Mitte Oktober fand dort der große Bockbieranstich in der Bamberger Brauerei statt. Die Franken pflegen diese Tradition, auch bei Mahrs, wo man Tradition und Moderne zu verbinden weiß.

Das Mahrs aller Dinge. Das war so ein typischer Stephan Michel-Slogan. Gutes Marketing, auf den Punkt gebracht. Dass er Brauer werden sollte, da gab es eigentlich keinen Zweifel, immerhin führt er die Brauerei Mahrs Bräu in der vierten Generation. Familie verpflichtet. Stephan Michel ist das Erbe angetreten, führte seit 2016 die Geschäfte alleine. Er verpasste dem Unternehmen einen neuen Anstrich, modernisierte die Brauerei und investierte ins Marketing, schaute sich an, wie es anderen Brauereien weltweit machen.

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Mahrs Bräu

1670 erstmalig urkundlich erwähnt, 1895 erwirbt Johann Michel jr. das Anwesen Wunderburg 10 samt Bierbrauerei und Felsenkeller am Stephansberg. 2016 übernimmt Stephan Michel als alleiniger Geschäftsführer den Betrieb. Unter ihm durchläuft das Unternehmen einige Veränderungen, zum Beispiel den kompletten Relaunch des Flaschendesigns, die Einführung eines Onlineshops, die Erweiterung der Brauerei und die Modernisierung und Automatisierung des Sudhauses.

Er reiste, bildete Netzwerke, gründete Freundschaften. Dem Job des Geschäftsführers verlieh er so eine gehörige Prise Rock ‘n’ Roll. “Ich war eine Rampensau”, sagt er in dieser HHopcast-Podcastfolge. “Und ein Rebell und habe alle wahnsinnig gemacht.” Im Sommer 2022 zog er sich aus dem operativen Geschäft zurück, sein Bruder übernimmt seine Funktion. Und jetzt? So viel sei verraten: Mahrs bleibt das Mahrs aller Dinge. Ein Gespräch über Bockbier, Tradition, Innovation und den Willen, eigene Wege zu gehen.

“Ich bin die 4. Generation und da gab es auch für meinen Großvater gar keine andere Frage. Der Junge wird Brauer.”

Hinweis: Das folgende Protokoll dieser Podcastfolge ist gekürzt. Die ungekürzte Version erlebt Ihr in unserem Podcast. Den könnt Ihr hier hören – oder Ihr folgt uns auf Spotify, Apple Podcast oder einem Kanal eurer Wahl. Gerne spreaden, gerne ein Sternchen als Bewertung zurücklassen. Oder uns via Steady unterstützen. Wir freuen uns über euren Support. Danke fürs Zuhören!

Stephan Michel: Ja. Also ich mag sehr gerne das Spezial Rauch-Bier-Bock, weil das natürlich wieder was anderes ist. Die normalen Biere in Bamberg, die unterscheiden sich auch in dem Alkoholgehalt und dann natürlich auch in der Farbe oder in dem einzelnen Typus. Aber mich spricht eigentlich eher immer der vom Spezial an, weil ich das auch als das beste Rauchbier empfinde. Oder sagen wir mal, das mit der schönsten Drinkability.

Stefan: Sein normales Lager, was er hat, das ist halt nicht so wahnsinnig rauchig. Das lässt sich ganz gut wegtrinken.

(…)

Regine: Das ist doch schon mal ein wunderbarer Tipp zu Beginn. Ihr selber bei Mahrs Bräu hattet ja auch schon euren Bockbier-Anstich in diesem Jahr.

Stephan Michel: Ja, der war sehr gut. Wir haben natürlich auch einen sehr vernünftigen Preis verlangt. (…)

“Also den Bock gibt es eigentlich das ganze Jahr über, aber in verschiedenen Varianten, weil wie gesagt die Franken oder die fränkische Kultur natürlich sehr Genuss bezogen ist.”

Stephan Michel

Regine: (…) Lass uns kurz auf das Bier eingehen. Ich gehe davon aus, dass viele oder die meisten unserer Hörer*innen wissen, was hinter dem Bockbier und hinter diesem Bockbieranstich steckt. Dennoch möchten wir es kurz noch ausführen, oder? Ich möchte dich bitten, das kurz auszuführen, denn das Bock hat in der Region, wo du bist, in Bamberg, ja eine besondere Tradition. Richtig?

Stephan Michel: Ja. Ich glaube, wir sind die einzige Region, die so stark dieses Gefühl lebt. In vielen Regionen kennt man das gar nicht, so wie es bei uns ist, obwohl es ja nicht von uns in Franken kreiert wurde, sondern ja eher aus dem nördlichen Raum und entstanden ist in Einbeck. Aber man hat halt einfach gesehen, dass das schon immer für die Menschen was Besonderes war in Bamberg. Und die freuen sich dann auf das Einläuten der Winterzeit oder der Herbstzeit. Ja, der Punkt ist, die freuen sich, dass sie einfach mal zu der Winterzeit dann wieder was Besonderes trinken können. Das ist ja auch bei uns in Franken, glaube ich, mit den saisonalen Bieren ganz gut vertreten, dass wir mehr oder weniger für jedes Jahresquartal in Franken immer spezielle Biere unseren Kunden kredenzen. Jetzt zu dieser Zeit, dann im Frühjahr gibt es den Weizenbock, dann machen viele ja Maibock und dann wieder Herbstbock und Winterbock. Also den Bock gibt es eigentlich das ganze Jahr vertreten, aber in verschiedenen Varianten, weil wie gesagt die Franken oder die fränkische Kultur natürlich sehr Genuss bezogen ist. (…)

Regine: Eine eigene Jahreszeit, die aber in mehreren Jahreszeiten sich durchs gesamte Jahr zieht…

Stephan Michel: Also in unterschiedlichen Versionen. Natürlich werden die Frühjahr-Anstiche oder die Maianstiche nicht so gefeiert wie jetzt die Winterzeit. Und ich finde es einfach schön zu sehen, dass wirklich alle Geschlechter mittlerweile dem Bier frönen. (…)

Regine: Lass uns mal ein bisschen auf Mahrs Bräu eingehen als Brauerei. (…) Unter deiner Leitung hat sich eine Menge in diesem Unternehmen getan, also was Marketing angeht, die Optik der Marke und vielleicht auch das Portfolio, oder?

Stephan Michel: Ja. Mehr oder weniger musste ich ja Bierbrauer werden. Das ist ja einfach Tradition, die verpflichtet. Ich bin die 4. Generation und da gab es auch für meinen Großvater gar keine andere Frage. Der Junge wird Brauer. Und natürlich gibt es natürlich immer Höhen und Tiefen in diesen Bereichen. Aber man muss natürlich schon sagen, ich habe schnell herausgefunden, was meine Stärken sind für dieses Unternehmen. Und dadurch, dass ich ja schon seit der Jugend viel weltweit gereist bin und natürlich immer mit offenen Augen durchs Leben marschiere und auch sehr viel in meinem Kopf trage. Und da ist es, glaube ich, so über die letzten Jahre einfach so entstanden. Dann war ja in den USA, dann bin ich aus USA wiedergekommen, dann bin ich zu Dömitz, habe dann Braumeister in Dömitz gemacht und bin dann 1997 wieder in den Betrieb zurückgekehrt, habe dann angefangen das Bier international aufzubauen. Also ich wollte unbedingt Mahrs Bräu auch meinen Freunden in Kalifornien kredenzen können und habe dann natürlich versucht, da ein Standbein zu bekommen. Ich hatte dann auch einen Importeur da, der natürlich jetzt auch über die Corona-Zeit es auch nicht so ganz ausgehalten hat. (…) Aber für mich war dann die Geschichte einfach: Ich muss auch mal das Portfolio der Brauerei ins Auge nehmen. Welche Biersorten sind starke Biersorten, welche sind schwache Biersorten? Bringen das überhaupt was? Ein Riesen-Portfolio zu pflegen, das ist natürlich auch eine Logistik, das ist mit Kosten verbunden. Und ich weiß nicht, ich war nie so die Person, die gemeint hatte, ich muss jetzt 100.000 Biere machen, um erfolgreich zu sein, sondern ich glaube, wenn man das, was man liebt, gerne macht und dann auch konzentriert auf den Punkt, dass man mehr Erfolg hat, als wenn man sich da vielleicht in manchen Richtungen verrennt oder verläuft.

Stefan: Wie unterschiedlich war denn das Portfolio, als du quasi übernommen hast? Was habt ihr denn früher noch gehabt, was es jetzt nicht mehr gibt?

Stephan Michel: Ja, wir hatten ja zehn verschiedene Biersorten, ein Holunder Radler, Himbeer Radler. Dann gab’s Kutscher Bier, (…). 2009 habe ich ja zusammen mit meinem Vater die Geschäftsführung übernommen. Da hatten wir dann 10.000 Hektoliter. Und dann habe ich einfach mal einen Riesenkrach gemacht in vielen Sachen. Habe mir auch überlegt, mit wem ich zusammenarbeiten möchte und mit wem nicht. Ja und bin halt von da an einfach meinen Weg gegangen. Durch die Reisen, durch die Freunde, die ich weltweit habe, kann ich natürlich auf ganz andere Sachen zurückgreifen. Also ich habe viele Sachen gesehen und ich muss auch sagen, was im internationalen Bereich für Marken gemacht wird, ist natürlich schon bewundernswert. Was da investiert wird in Marketing, ist bewundernswert und es war für mich natürlich immer so ausschlaggebend, dass ich gewusst habe, das will ich auch so und wir haben natürlich viel investiert in die Marke, aber habe mich natürlich dann auch präsentiert im internationalen Bereich, was für mich natürlich in der Craft Beer-Szene sehr schwer war am Anfang, weil die mich natürlich nicht so angenommen haben wie ihresgleichen. Ja, es hat sich natürlich jetzt die letzten Jahre sehr geändert. Mittlerweile bin ich derjenige, der angeschrieben wird. (…) Was natürlich sehr wichtig ist, ist der heimische Markt. Mir wurde ja immer zugesprochen, dass ich ja nur für das Internationale lebe. Was eigentlich Blödsinn ist, weil ich wollte eigentlich nur eine Marke bauen. Und Image kannst du nur bauen, wenn du auch international tätig bist. Und natürlich im nationalen und im heimischen Markt. (…) Ich habe versucht, natürlich dann auch die Tradition mit der Moderne zu verbinden. Und wir merken oder ich habe gemerkt, dass ich mittlerweile eben bei allen Geschlechtern sehr gut damit ankomme und auch die Kunden das merken, dass das authentisch ist und nicht gespielt ist. Und ich glaube, jeder, der mich kennt, der weiß, wie ich bin und dass ich da auch für leben, für so was. Und das, glaube ich, ist das Wichtigste an der Biermarke, dass auch das gelebt wird, was man ins Glas oder in die Flasche bringt.

Regine: Du bist und bleibst ein Bamberger. Sag mal, der heimische Markt, der fränkische Markt ist dir wichtig. Zeigt sich das auch in den Zahlen in irgendeiner Form, ist der globale Markt stärker oder schwächer als der heimische Markt, was Verkaufszahlen angeht.

Stephan Michel: Der globale Markt ist eigentlich der geringste Anteil der Marke. Der heimische Markt ist der stärkste Markt. Mein Ziel ist ja immer Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken. Wir sind jetzt in Oberfranken und in Mittelfranken gut vertreten. Jetzt wollen wir dann natürlich noch den unterfränkischen Raum mit als Einzugsgebiet ergattern oder erobern. Und das ist ja eigentlich das Herzstück. Mehr braucht es nicht. Du bist im Herzen von Deutschland. Von da aus kannst du dich nach außen hin weiter präsentieren.

Stefan: Ich war ganz überrascht, dass in irgendwelchen Bierforen, in dem Fall war es ein amerikanisches, da wurde dann darüber diskutiert nach dem Motto: “Ich habe es 2016 getrunken, da war es ganz anders, da war es viel leckerer. Mittlerweile ist das Bier ganz anders.”

Regine: Von Mahrs.

Stefan: Von Mahrs Bräu. Genau. Was sagst du, wenn du so was liest?

Stephan Michel: Ach, ich sage dazu gar nix. (…) Ich mache es wie die Queen. Ich sage am besten gar nichts. Und dann ist das auch Aussage genug, weil es ist einfach dumm, wenn man über solche Sachen redet. Dass sich die Biere verändert. Verändern sich ihre Rohstoffe, verändert sich das Wasser, verändert sich das Bier. Also ich meine, wir sind aber immer daran bestrebt, das Produkt gleichbleibend auf dem Markt zu behalten und auf dem Markt oder unserem Kunden zu kredenzen. Und ich kann sagen, wenn ich nur ein anderes Etikett auf die Flasche klebe, schmeckt es anders.

(…)

Regine: Aber das soll jetzt gar nicht so unser Thema sein, unser Thema ist die Fallhöhe. Das passt ganz gut, denn du sagst ja selber auch, du bist immer mal wieder unter Beschuss und du bist jetzt auch jüngst aus dem operativen Geschäft zurückgetreten, denn dein Bruder hat sozusagen da das Ruder übernommen, oder? Erzähl doch mal kurz darüber noch mal!

Stephan Michel: Also so, ich bin ein hundertprozentiger Gesellschafter, aber ich habe gemerkt: Ich möchte in dem operativen Bereich nicht tätig sein im Moment, da mich das natürlich auch sehr viel Kraft gekostet hat, jetzt auch Corona. Dann habe ich ja die Brauerei komplett erneuert. Ich habe ja mehrere Millionen investiert die letzten Jahre und mit Corona war das natürlich auch nicht die leichteste Zeit für mich und es hat natürlich auch sehr viel Kraft gekostet. Und dann habe ich einfach gemerkt, dass auch die Zeit reif ist, mit 51 zu sagen: Mein Bruder ist 31. So, jetzt bist du mal an der Reihe. Schau mal, wie du das meinst. Und ich schaue mir das mal an, hmm. Genau. Das sind ja auch Werdegänge, die gehen ja nicht von heute auf morgen, so wie es früher war. Der Senior ist umgefallen. Dann musste der Junior nachrücken. Und das will ich eben ersparen, weil das dann schwierig werden kann, auch fürs Unternehmen. Ich glaube, es ist immer noch besser, dass ich die Hand drauf habe, aber ihn auf dem Werdegang begleiten kann und wir durchlaufen jetzt sowieso eine sehr schlechte oder schwierige Zeit. Hm, wir sind natürlich ganz gut gewappnet.

“Bier braucht eine Wertigkeit. Und das darf nicht verramscht werden.”

Stephan Michel

Regine: Wir sprechen über Energie und Rohstoffpreise. Und so weiter.

Stephan Michel: Ja. Ich wollte mich einfach aus dem Operativen jetzt erstmal ein bisschen herausziehen. Es gibt natürlich andere Projekte, die ich weiterhin machen werde. Sprich, den internationalen Markt werde ich jetzt wieder in Angriff nehmen. Und da der natürlich durch Corona auch sehr gelitten hat, sind viele verschwunden. Dann ist England durch Brexit weggebrochen, (…). Das war alles schwierig und das möchte ich halt jetzt so nach und nach wieder aufnehmen und aufbauen und natürlich auch meine Whisky-Marke weiter nach vorne treiben. Und das ist so mein Bereich, den ich jetzt in dem Unternehmen abdecken möchte. Und wie gesagt, ich habe zwei gute Geschäftsführer, die das auch sehr gut machen in meinen Augen und mir natürlich somit auch den Rücken freihalten, um andere Sachen wieder anzunehmen.

(…)

Ich war natürlich Rampensau und Rebell und habe polarisiert und habe die alle wahnsinnig gemacht. Es hat ja auch Spaß gemacht.

Stefan: Ich sage mal und Corona: Wie hat sich das bei euch bemerkbar gemacht?

Stephan Michel: Ich bin eigentlich ganz froh, dass wir da trotzdem mit dem blauen Auge herausgekommen sind. Obwohl sie mir ja sieben Monate das Wirtshaus zugesperrt hatten. Und ich meinte diese Einnahmen, die regeneriert sich ja nicht mehr. Aber ich glaube, ich habe im Vorfeld einen guten Stand gehabt, weil ich im Vorfeld schon auch meinen Bierpreis ganz anders angesiedelt hatte, wie viele Bamberger Kollegen. Weil ich immer der Überzeugung war: Bier braucht eine Wertigkeit. Und das darf nicht verramscht werden. Wir sollten uns wirklich ein Beispiel nehmen an den Winzern. Die verlangen eine Wertigkeit für ihren Wein. Zwar auch nicht alle. Die haben auch ihre Industriellen. Aber ich denke, wir sind für diese Art einfach zu klein. Und darum glaube ich, dass die Franken-Brauer da schon mehr verlangen können. Auch für ihre Wertigkeit und Anerkennung, für ihr Produkt und auch für die Leistung, die sie machen. Weil natürlich auch der ganze Arbeitsmarkt markant ist. Und ich sage immer, wenn es meinem Personal gut geht, geht es mir auch gut. Das geht aber auch nur dann, wenn ich das finanziell auch hinbekomme oder dass ich das denen auch weitergeben kann. (…)

Stefan: Wir bewundern schon die ganze Zeit den Raum hinter dir. Du machst dieses Gespräch ja aus dem Wohnzimmer deiner Mutter. Und die wohnt ja anscheinend eher traditionell.

Stephan Michel: Ja, ja, die ist sehr traditionell. Sie lebt in Augsburg und ja, sie ist jetzt 80, aber ist noch fit. Sie war schon immer Sammlerin, glaube ich.

Regine: Was sammelst du?

Stephan Michel: Ich habe das natürlich auch von meiner Mutter. Nur, dass ich andere Sachen sammle. Also, ich sammle zum Beispiel Gitarren. Okay. Und dann sammle ich ab und zu so verschiedene Comicfiguren. Sonst habe ich eigentlich Motorräder immer mal so gesammelt, aber da ist jetzt bei mir auch schon der Punkt, wo ich dann sag: Brauche ich das alles noch? Weil ich merke auch immer mehr, dass es mir gar nicht mehr so wichtig ist. Aber es war halt für mich so ein Hobby, hat mir Spaß gemacht und es bereitet mir heute immer noch Freude, die Sachen zu fahren. Aber ich merke halt immer mehr, dass andere Sachen mir wichtiger sind. Vor allem auch, was ich so im Umfeld und Freundeskreis erlebe. Auch Kollegen, die dann Schlaganfälle bekommen und gesundheitliche Defizite dadurch bekommen. Dann denke ich mir doch lieber, man solle sich vielleicht mehr auf sich besinnen als wie auf materialistische Sachen. Das ist eigentlich jetzt so, wie ich aktuell lebe. Eigentlich sehr, sehr bodenständig. Ich lebe in der 62 Quadratmeter Wohnung, wo viele mir meinen: Du als braver Chef, warum hast du kein Haus? Da frage ich mich: Was will ich mit dem Haus? Ich bin ein Junggeselle, war nie verheiratet, habe keine Kinder, habe immer für das Unternehmen eigentlich mehr oder weniger gelebt. Ich habe da auch meine ganze Energie gezogen. (…)

Regine: Das klingt nach einer kleinen Zäsur im Leben des Stephan Michel, oder?

Stephan Michel: Ja, auf jeden Fall. Also, ich meine, ich habe es ja vorhin schon angesprochen, ich habe viel erlebt, habe viel für mich erreicht, glaube ich, und bin ja selbst stolz drauf, dass die Marke so anerkannt wird. Ich möchte jetzt halt einfach, wie gesagt, natürlich für das Unternehmen immer noch da sein und das weiterbringen und auch mit durch die schwierige Zeit führen. Ja, aber mit anderen Prioritäten für mich persönlich. Und wie gesagt, wenn mir das einer böse genommen hat, oder dass ich jetzt da mein Geschäftsführer-Posten an Nagel gehängt habe, dann tut mir das leid für die. Aber wie gesagt, aufhören kann ich ja gar nicht, da ist ja in meinem Kopf viel zu viel los. (…)

(…)

Stefan: Das kann ich ganz gut verstehen. Um mal kurz wieder auf das Bier zu kommen: Welches ist euer stärkstes Bier?

Stephan Michel: Also die stärkste Marke ist immer noch das U.

Stefan: Das U tatsächlich.

Stephan Michel: Auch international. Gefolgt natürlich vom Hellen. Früher war ja unser stärkstes Bier eigentlich Pils. Ja, und dann kam der Schwung durch die Fernsehbiere, wie das immer mehr verwässert wurde. (…)

Stefan: Alkoholfreies macht ihr ja bisher nicht.

Stephan Michel: Alkoholfreies kommt noch. Wir haben schon daran gearbeitet, aber es ist natürlich schwierig. Also, ich sage, ein gutes Alkoholfreies zu machen, da brauchst du schon viel Erfahrung. Da geht wahrscheinlich einiges oft daneben, bis es mal so ist, wie es ist oder schmeckt. Und vor allem, wenn man im Bereich Lager bleiben möchte. Das ist eine Herausforderung. Ja.

Alkoholfreie Biere von der Kehrwieder Kreativbrauerei

(…)

Ich denke, irgendwann wird es auch mal in der Gastronomie am Zapfhahn hängen. Wir beschäftigen uns auf jeden Fall damit und da wird auch kein Weg dran vorbeiführen. Aber wie gesagt, das war jetzt nach dem ganzen Corona und dem ganzen Umbau der Brauerei jetzt erst einmal zurückgestellt, weil es ist auch neues Personal da gewesen. Die müssen sich erst mal einarbeiten, dass das alles so läuft, wie es ist. Und dann kann man mit neuen Projekten einfach wiederkommen. Und wie gesagt, wir sind auf jeden Fall daran interessiert, das auf den Markt zu bringen.

“Lager ist die Zahnbürste für die Bierbrauer.”

Stephan Mahrs

Stefan: Sehr gut. Wir haben immer eine Abschlussfrage. Und zwar ist das die Frage nach dem. Nach dem Bier für die einsame Insel. Das Desert Island Beer: Du bist auf einer einsamen Insel. Und dieses Bier ist immer da. Immer kühl, immer frisch. Was wäre das für dich?

Stephan Michel: Stone & Wood Pacific Ale

Stefan: Viele Leute haben das nicht so schnell rausgehauen. Ich bin beeindruckt. Ja, sehr gut.

Eure Fragen im HHopcast. Was wolltet ihr schon immer über Barrel Aged Biere erfahren – ihr konntet aber nie Oliver Wesseloh (Kehrwieder Kreativbrauerei Hamburg) fragen? Die gute Nachricht: Das könnt ihr jetzt! Sendet uns eure Fragen an cheers@hhopcast.de, Deadline: 01.11.2022, 24 Uhr.

Die nächste HHopcast-Folge erscheint am Freitag, 25.11.22, am letzten Freitag im Monat.

HHopcast ist der monatliche Craft Beer-Podcast von Regine Marxen und Stefan Endrigkeit. Redaktion & Moderation: Regine Marxen und Stefan Endrigkeit, Produktion & Sounddesign: Stefan Endrigkeit, Text & Redaktion Blog: Regine Marxen
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