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HHopcast on Tour: Craft Bier in Köln. Was geht am Rhein?

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24 Stunden Köln! HHopcast war zu Gast in der Rheinmetropole und hat die lokale Craft Bier Szene erkundet. Fazit: Es tut sich was, die Hopfenvielfalt gedeiht auch in der Jecken-Hauptstadt. Ganz zart und leise. Unser Bier-Szene-Check für euch. Plus Hotel-Empfehlung.

Leicht haben es die Craft Bier Fans in Köln nicht. Die Stadt ist geprägt von stoischer Gelassenheit, von ausgelassen-unkaputtbarem Frohsinn und einer gehörigen Portion Lokalpatriotismus in unreflektierter Perfektion. Veränderungen werden hier nicht gern gesehen, schon gar keine, die irgendwie edel, abgehoben, schick daher kommen. Der Kölner liebt seine Stadt, wie sie ist. Die kannste nicht besser machen. Und das gilt auch fürs Bier. Das Kölsch ist tief in die Kölner Seele eingebrannt, und wenn der neue Hype dann auch noch Craft Beer heißt... Herje, da schüttelt's den  Rhein-Metropolisten.

Kurz: Ganz Köln ist von Kölsch besetzt. Ganz Köln? Nein. Tief in den Vierteln der Stadt vergraben widersteht eine Schar tapferer, unermüdlicher Bierliebhaberinnen und Bierliebhaber der Kölschen Übermacht und kämpft für die Biervielfalt.

Wir waren 24 Stunden in Köln und haben einige von Ihnen besucht.

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Pulle & Stulle in Köln Nippes

Wenige Meter von der Neusser Straße, einer der beliebtesten Einkaufsstraßen in Köln Nippes, haben Sandra & Ilja Pollach ihr "Pulle & Stulle" eröffnet. Seit knapp einem Jahr sind die beiden Wahl-Kölner  und Ex-Bazis mit ihrem Bierfachgeschäft am Start. Geführt wird der Laden vor allem von Sandra. Die verdiente ihr Geld zuvor als Buchhändlerin; als der Buchladen schloß, beschloss sie umzusatteln.

HHopcast in Köln bei Pulle & Stulle

Sandra Pollach (li) und "BrewSista"-Manuela Herber. Manuela Herber und ihre zwei Mit-Brauerinnen brauten im Hinterhof von Pulle & Stulle und verkaufen jetzt ihre erste Batch im Laden. Sie sind eine der wenigen lokalen Mikro-Brauereien.

Vom Buch zum Bier. Warum?

Geboren wurde die Idee von "Pulle & Stulle", als ein befreundeter Brauer den Pollachs sein Bier probieren ließ. Ein Tasting mit Wirkung. Sandra war angefixt. Neun Monate später eröffnete sie ihren Bierladen. Ihr Mann Ilja unterstützt sie neben seinem Freelancer-Job im Geschäft. Knapp ein Jahr nach Eröffnung kann Sandra sagen: Leicht ist die Nummer mit dem Kreativ-Bier in Köln nicht.

"Wir kämpfen um jede Flasche. Erklären, erzählen die Geschichte dahinter. Und vor allem: Wir erklären, wie der höhere Preis zustande kommt."

In Sachen Craft Bier ist viel Kommunikation nötig, zumal Sandra und Ilja bei der Auswahl ihrer Biere im Laden sehr mutig sind. "2018 war und ist unsere Mission Sour Bier", sagt Ilja. "Wir wollen besondere Biere anbieten, die sich natürlich auch drehen müssen." Beeinflusst wird das Bier-Angebot auch von der Tatsache, dass die REWE-Kette in Köln ausgewählte, gefälligere Craft Biere in das Sortiment mit aufgenommen hat. "Die haben wir bei uns ausgemustert. Da können wir preislich nicht mithalten." Sicherlich seien Lebensmittel-Einzelhandels-Ketten ein Konkurrent. Aber andererseits: Würden diese die Bewegung nicht mittragen, müsste man an die Idee von Craft Beer gleich begraben, sagt Ilja.

Den Begriff Craft Beer würden übrigens beide inzwischen eher ironisch sehen. "Alles muss Crafted sein. Es kann ja nicht Craft genug sein", lacht Sandra. In Köln jedenfalls wird man mit dem Begriff nichts, viel zu hipp und sperrig. Besondere Biere geht da schon eher. Oder eben Pulle.

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Der Name "Pulle & Stulle" entspringt übrigens der Idee, dass zu den regelmäßigen Tastings neben Bier auch Stullen gereicht werden. Die Tastings kommen gut an, auch die Open Bottle-Veranstaltungen werden gut angenommen, besonders von den direkten Nachbarn im Viertel. Man trifft sich, trinkt gutes Bier, schnackt über alles, aber eben nicht nur über das Bier. Undogmatisch, locker, so funktioniert es in Köln.

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Neben der Vielfalt an Bieren bietet Sandra auch immer ein frisches Bier vom Fass an. Zusätzlich bietet "Pulle & Stulle" seinen Kunden an, Freitags und Samstags ihren eigenen Growler – ähh Pulle – mit frischer Hopfenware auffüllen zu lassen. In Köln Nippes geht man besondere Wege. Aber gute. Wir können euch einen Besuch nur empfehlen.

Infos zum Bierangebot und den Tastings findet ihr hier.

Pulle & Stulle / Steinbergstraße 5 / Köln / Öffnungszeiten: Mi-Fr 15-19 Uhr; Sa 11-17 Uhr

 

Der Braukunstladen in der Altstadt Nord

Wolf Heisig und seine Bierspezialitäten findet man nicht sofort. Sein Braukunstladen Köln liegt auf einem Hinterhof in der Friesenstraße, erkennbar an einem großen Aufstellern in Braun, der die Tür flankiert. Bei unserem Besuch schenkt sich Wolf gerade eines seiner neuen Biere ein – zum Testen. „Ein Foto von mir? Ne, fotografiert lieber die Biere“, grinst er.

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Der Mann weiß genau, was da in seinem Laden steht. Das sieht man auch an den Bewertungen auf den gängigen sozialen Medien. Wer hier einkauft wird top beraten. Dennoch: Wolf wird im kommenden Jahr schließen. Nach drei Jahren – wegen Erfolglosigkeit, sagt er.

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„Die Kölner hängen an ihrem Kölsch“, sagt er. „Das sieht man ja auch an der Tatsache, dass wir immer noch keine guten regionalen Biere anbieten können. Im Pott oder in Bonn, da ist schon mehr los. Aber hier? Schwierig.“

Mission Biervielfalt in der Altstadt Nord? Gescheitert.

Aber bis März 2019 gibt es den kleinen Braukunstladen mit erlesenen Bieren. Nichts aus Köln, wohl aber Marken wie To Øl, Buddelship, Kees oder Frau Gruber oder ausgesuchte Bier von Cascade. Wer wirklich Besonderes sucht, wird bei Wolf fündig. Das liegt daran, dass sein Laden sich schnell zum Treffpunkt der Bier-Nerds entwickelt hat, die Untapped-Gang, die immer neue Biere zum Bewerten suchen. „Wenn ich sehe, dass die Hälfte meiner Kundschaft ein Bier auf Untapped bereits bewertet hat, dann kaufe ich es nicht mehr ein. Das dreht sich dann nicht mehr hier im Laden“, erklärt Wolf.

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Freitags und samstags finden im Braukunstladen Open Bottle Tastings und Verkostungen zu verschiedenen Themenwelten statt. Termine und die immer aktualisierte Auflistung seiner Biere findet ihr hier.

Braukunstladen / Friesenstr.16 / Ecke Spiesergasse / Öffnungszeiten: Mi – Fr 14 – 19 Uhr; Sa 11 – 17 Uhr

Das Bierlager in der Südstadt

Seit 2015 gibt es das Bierlager bereits in der Kölner Südstadt. Umgeben von Bistros, Restaurants und Geschäften passt es hier perfekt rein. Das Bierlager versteht sich als Store, aber auch als Treffpunkt. Denn es hat eine Ausschanklizenz und höchst attraktive Öffnungszeiten.

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Freitag und Samstag ist die Tür hier bis 22 Uhr geöffnet. Das hat was. Die Gäste können die erworbenen Biere also ganz entspannt im Laden oder an den Tischen vor dem Bierlager trinken. Klar, dass deshalb einige Biere auch gekühlt erhältlich sind.

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Zusätzlich wechselt das Angebot an frischen Bieren vom Hahn.   Das Bierlager setzt teilweise auf gefälligere Hopfenkost als Wolf. Vier Vogel, Riedenburger, Brewdog oder Kona stehen hier im Regal und Kühlschrank. Tastings bietet das Bierlager natürlich auch an.

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Eines fand gerade während unseres Besuchs statt, so dass wir nicht wirklich mit den Mädels und Jungs vor Ort sprechen konnten. Was wir aber sagen können: Das Bierlager ist gemütlich, hat eine souveräne Auswahl an Bieren und passt durch seine Lage perfekt in die Abendplanung herein.

Bierlager / Bonner Str. 38 / Öffnungszeiten: Mo-Do 16-22 Uhr; Fr 12 – 22 Uhr; Sa 11 – 22 Uhr

 

Weitere Craft Beer Stores in Köln

Und abends? Craft Beer Bars

HHopcast Craft Beer Podcast Bars

Foto: Steve Harvey / Unsplash

Wir können euch beruhigen: Wer in Köln abends eine Craft Beer-Bar sucht, hat nicht die Qual der Wahl.

  • Braustelle in Köln Ehrenfeld

Inmitten von Kölns bekanntesten Ausgehviertel (Obwohl, man munkelt, die Kölner selber zieht's hier nicht mehr hin) liegt die Braustelle. In Kölns kleinster Mikrobrauerei wird vor Ort gebraut und im Keller destilliert.  Auf der Karte stehen Weizen, ein Hibiskus-Ale, ein Triple Bock oder ein Ehrenfelder Alt.  Wir testeten das Colonia Pale Ale und das Bitter Ale. Nicht spektakulär, aber frisch und souverän. Die Braustelle ist ein Laden zum gemütlichen Versacken. Rustikal, ehrlich, einfach gut.

Braustelle / / Köln-Ehrenfeld

  • Craftbeer Corner Cöln in der Altstadt Süd

Kölns erster Taproom mit ganzen 15 Hähnen mitten in der Altstadt. Zentral, aber leider auch mitten in der Touristenhölle. Kölner sind hier am Tresen mit Sicherheit die Minderheit.

Craftbeer Corner Cöln / / Altstadt Süd

Übernachtung gefällig?

Ihr habt Lust bekommen, die Craft Beer Szene in Köln zu erkunden? Und habt noch keine Unterkunft? Wir hätten da einen Tipp für euch.

Hoteltipp in Köln: 25hours Hotel The Circle

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Ganz frisch, seit Ende Juli, hat das The Circle in der Kölner Altstadt eröffnet. Wir durften das Hotel für eine Nacht testen.

Die Mädels & Jungs von 25hours haben es ohne Zweifel drauf, einen einheitlichen Stil zu etablieren, der jedoch in den unterschiedlichen Städten immer wieder neu interpretiert wird. Individualität in Serie, schrieb die Brandeins. Genau.

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Beam me up! In den 60er und 70er Jahren sah man noch die Sterne.

Das Ganze verlangt neben einem Gespür für Design auch den für die richtige Location. Genau das kann das Unternehmen. Das konnten wir bereits 2003 bewundern, als 25hours- Gründer Kai Hollmann (der heute unter anderem die Superbude führt. Auch ein tolles Hotel in Hamburg) mit dem Number One das erste Hotel der Kette in Hamburg Bahrenfeld ins Leben rief. Sein Händchen für stylische Übernachtungsstätten brachte Hollmann den Titel Hotelier des Jahres ein. Und war zugleich der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Zusammen mit zwei weiteren Partnern ging er in Serie. Seitdem feilt man konsequent am Image. 25hours wurde zu einer Marke, die für Urbanität, Hippness, Service und originelles Design steht, das immer wieder im Detail überrascht. In der Hafencity könnt ihr zum Beispiel echte Seemänner-Tattoos bewundern und in einem Buch die Geschichten dazu lesen. Ist das hinreißend? Ja!

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Aber wir sind ja nicht in Hamburg, sondern in Köln, genauer im Friesenviertel. Aber auch in der Rheinmetropole hat das Unternehmen einen kleinen Clou gelandet und sich das denkmalgeschützte ehemalige Bürogebäude des Gerling-Versicherungskonzerns gesichert. Wie es sich für ein 25hours Hotel gehört in zentraler Lage, nahe des Hauptbahnhofs, in szeniger Nachbarschaft. Das Gebäude ist ein Paradebeispiel für den wunderschönen Brutalismus der 60er und 70er Jahre. Köln ist nicht arm an häßlichen Bauwerken, Architektur ist nicht die Stärke dieser Stadt. Dieses Gebäude sticht zweifelsohne heraus und ist zudem Ankerplatz im sich rasant entwickelnden Gerlingquartier.

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207 Zimmer hat das Hotel, verteilt auf sieben Stockwerke. Ganz oben, im achten Stock, wie es sich für ein 25hours gehört: das Restaurant NENI Köln und die Bar, die ab 22 Uhr einen Blick über Köln verspricht. Gefrühstückt wird hier auch (auch für Vegetarier und Veganer geeignet). Mit Blick über die Stadt.

HHopcast in Köln Craft Beer

Me, my Phone & I.

Die kreisrunde Lobby mutet wie das Filmset der Serie Mad Men an. An der Rezeption ist eine Menge los, doch das Team bleibt entspannt. Man trägt die 25hours-Uniform: Stylisches Jeanshemd, der Vorname auf einem Button geschrieben sichtbar an der Brust. Der Ton ist, wie die Marke, bewusst locker, aber nicht flappsig. Irgendwie berufsjugendlich, aber auf eine erwachsene Art. Angenehm verbindlich und nicht aufgesetzt nervig. Das schätzen wir.

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Room with a Domblick.

Unser Zimmer liegt im 5. Stock. Mit dem Aufzug,  mit crazy-Disco Lichtinstallation im Innern, glücklicherweise ohne Musik, geht es aufwärts. Wir gehen über dunkle, geschwungene Gänge – und stehen in unserem lichtdurchfluteten Zimmer.

Durch die großzügigen Fenster genießen wir einen erstklassigen Domblick. Übrigens auch beim Duschen. Diese hat Glastüren. Unter der Regendusche stehend den Dom betrachten. Schön.

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Auf dem Bett erwarten uns gestrickte Fantasie-Monster, das Vintage Telefon ist eine Direktverbindung in die 70er-Jahre, lustige Details wie die originellen Türsprüche für den Hausservice runden das Ganze ab. "Feel free to redecorate" steht da oder "You Know Hangover? This is even worse!"

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Das Interior der Zimmer ist Vintage, aber nicht überfrachtet, mit Zitaten erdrückt oder kitschig, sondern wird in unsere Zeit übersetzt.  Eine luftige Mischung.

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Positiv ist auch, dass das The Circle weitestgehend auf in Plastik verpackte Kosmetikartikel verzichtet. Als Zahnputzbecher dienen Kölsch-Gläser aus Glas, Duschgel und Body-Lotion steht in großen Spendern bereit. Finden wir klasse. Mehr von diesen Ideen!

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Geschlafen haben wir übrigens auch sehr gut. Nach einem Ausflug in die Bar auf einen Absacker, versteht sich. Biertechnisch werden wir hier nicht glücklich. Das Thema Craft Beer hat sich im 25hours noch nicht herumgesprochen. Schade. Aber irgendwas ist ja immer.

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Wir empfehlen, auf Longdrink umzusteigen. Der klassische Gin Tonic kann was. Ist manchmal auch ganz schön. Und dann ab ins Bett.

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Foto: Nicola Mertens

Cheers, liebes The Circle-Team. Danke, dass wir euch kennenlernen durften.

25Hours The Circle / Im Klapperhof /  Zimmerpreise: ab 135 Euro pro Nacht.

Text/ Fotos: Regine Marxen

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